Vientiane.

Nach dem Bruch eines Staudamms im südostasiatischen Laos sind etwa 6600 Menschen obdachlos und kämpfen ums Überleben. Hunderte wurden am Dienstag noch vermisst, es soll zahlreiche Todesopfer geben.

Am Montagabend war ein Nebendamm des Stausees Xepian-Xe Nam Noy in der südlichen Provinz Antapue geborsten. Rund fünf Milliarden Kubikmeter Wasser liefen aus und überschwemmten das Gebiet rund um den Ort Sanamxai nahe der Grenze zu Kambodscha und Thailand. Videoaufnahmen aus der Region zeigen Dorfbewohner, die seit Stunden auf den Wellblechdächern ihrer Hütten hocken. Nahezu alle Häuser scheinen bis zur Unterkante der Dächer unter Wasser zu stehen.

Der Bau des Stausees hatte 2013 begonnen. In wenigen Monaten sollte der Staudamm mit der Stromproduktion beginnen. Rund zehn Prozent der Elek­trizität waren für Laos bestimmt. Der große Rest sollte nach den bisherigen Plänen von Thailands staatlichem Stromversorger EGAT abgenommen werden. „Bangkoks Lichter“, so eine Redensart in der Hauptstadt des südostasiatischen Königreichs, „würden ohne Strom aus Laos sofort erlöschen.“ Manche der riesigen Shoppingcenter verbrauchen täglich so viel Elektrizität wie kleinere Provinzen des Landes.

Der Bruch des 770 Meter langen Nebendamms in Laos macht Albträume wahr, die Umweltschützer und Kritiker seit Jahren plagen. Das von der Kommunistischen Partei regierte Laos, das zu den ärmsten Ländern Südostasiens gehört, setzt bereits seit Jahren auf die Nutzung der Wasserkraft aus den zahlreichen Nebenflüssen des Mekong. In Hauptstadt Vientiane träumen die Machthaber davon, das südostasiatische Land mit Grenzen zu China, Myanmar, Thailand und Kambodscha in die „Batterie Südostasiens“ zu verwandeln. Im Jahr 2017 zählte das Land bereits 46 Wasserkraftwerke. 54 befanden sich im Bau. Strom stellt gegenwärtig rund 30 Prozent aller Exporte von Laos dar.

Umweltgruppen haben in der Vergangenheit immer wieder auf die Gefahren des schnellen Ausbaus der Staudämme hingewiesen. Nun scheint der Staudammbruch von Sanamxai sie zu bestätigen. Das betroffene Bauunternehmen macht unerwartet starke Regenfälle für den Bruch verantwortlich. Wahrscheinlich ist allerdings , dass auch Baumängel zu dem Desaster beigetragen haben. Kurz vor dem Dammbruch soll angeblich ein hochrangiger Mitarbeiter der Betreiberfirma vor einem Einsturz gewarnt haben.