Regisseur und Produzent Hans Weingartner drehte ­sein Roadmovie „303“ ohne jegliche Förderung

    Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“) wurde beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen für „303“ als Regisseur des Jahres ausgezeichnet. Für einen Dreh auf engstem Raum mit kleiner Crew in einem Wohnmobil – und ohne jegliche Filmförderung.

    Ihr letzter Film ist sieben Jahre her. Warum hat das so lange gedauert?

    Hans Weingartner: In den 17 Jahren, die ich das jetzt schon mache, habe ich noch kein einziges Mal Förderung vom Gremium der Filmförderungsanstalt bekommen. Da fühlt man sich manchmal echt nur noch verarscht. Ich leide sehr, wenn ich meine Crew nicht ordentlich bezahlen kann. Mit wenig Geld dauert alles viel länger. So sind halt die Förderstrukturen in Deutschland.

    Die gehen auf Nummer sicher, während Sie das Risiko suchen?

    Ja. In diesen Gremien sitzen viele Fernsehsender. Wenn sie keinen Sender im Projekt haben, stimmen die dagegen. Und die Wirtschaftsverbände fördern, was ihren Interessen nutzt. Die Kinoketten etwa setzen auf das, was in der Vergangenheit funktioniert hat: Kinderfilme, Komödien und Sequels. Im Endergebnis sind Förderentscheidungen in Deutschland konservativer als die eines Hollywood-Studios. Entweder biedere Kunstfilme oder Massenware, dazwischen gibt es sehr wenig.

    Gibt es da Momente, wo man überlegt, hinzuschmeißen?

    Die ersten zweimal motiviert das vielleicht noch. Dann nicht mehr. Ich könnte jetzt auch sagen, dass ich mich dran gewöhnt hab, aber tatsächlich ist das sehr frustrierend und kräftezehrend. „Die fetten Jahre“ hatte auch solche Finanzierungsprobleme. Er wurde dann ein Welthit, trotzdem fange ich bei jedem Projekt wieder bei null an. Da überlegt man sich schon irgendwann, ob man in diesem Land noch Filme machen soll. Wie jetzt bei „303“.

    War der Film auch eine Guerilla-Reaktion auf all die Förderabsagen? Ich fahr jetzt weg und mach mein eigenes Ding?

    Ein bisschen schon, ja (lacht). Die Idee zu dem Roadmovie hatte ich aber schon länger. Ich bin selber mal mit einer Gruppe Hippies nach Spanien gefahren, hab da immer vorn auf dem Beifahrersitz gesessen und mich nächtelang mit einer Rasta-Frau über Gott und die Welt unterhalten. Da erkannte ich, in so einem Bus sind Raum und Zeit aufgehoben. Das ist ein richtig toller Ort zum Reden. Freiheit ist das Kernthema des Films, in den Dialogen, aber auch visuell. Ich suchte immer nach dieser Weite, im Kopf wie in der Landschaft.