Wissenschaftler der Uni Erlangen finden heraus, warum wir uns bei Kartoffelchips nicht zurückhalten können

    Es ist ziemlich aussichtslos, das verführerische Knistern einer Chipstüte überhören zu wollen. Wer das trotzdem schafft, muss kapitulieren, sobald die erste hauchdünn-knackige, in Fett gebackene Kartoffelscheibe im Mund landet. Ein Zeichen menschlicher Schwäche? Nein, dahinter steckt die unglaubliche Leistung unserer Zunge, die in Millisekundenschnelle eine Analyse vollbringt, für die hochkarätige Wissenschaftler der Uni Erlangen unter Leitung des Biologen Andreas Hess jahrelang forschen mussten. An deren Ende sind sie sich sicher, warum Männer wie Frauen vor manchen Knabbersachen kapitulieren und diese in sich reinstopfen, bis die Tüte leer ist. Das Geheimnis: die Naschformel, die Lebensmittel unwiderstehlich macht. Sie lautet: 35 Prozent Fett- plus 45 Prozent Kohlehydratanteil. Wer daran zweifelt, sollte sich ehrlichen Gewissens der Liste der Leckereien zuwenden, auf die die Naschformel ebenfalls zutrifft: Pommes und Erdnussflips, Schokolade und Nuss-Nugat-Creme.

    Der wissenschaftliche Name für das Phänomen lautet übrigens hedonische Hyperphagie, was Kenner des Altgriechischen mit lustvoller Fresssucht übersetzen können. Wenn es eines weiteren Beweises für das Naschformel-Mysterium bedarf, dann liefert den der unbekannte Besucher des Freibades in Brühl (Rhein-Neckar-Kreis) am vergangenen Wochenende. Weil der Bademeister ihm verbot, am Beckenrand Chips zu knabbern, schlug er auf die Aufsichtsperson ein. Die Platzwunde, mehrere blutige Kratzer und Prellungen gehen eindeutig auf das Konto der Hyperphagie. Dass Ratten übrigens genauso reagieren, hatten zuvor Tierversuche ergeben.