Hamburg. AOK-Report warnt: Nur 46,5 Prozent der Frauen können nach der Geburt zu Hause betreut werden

    In Hamburg werden immer mehr Kinder geboren, doch die Situation für junge Mütter wird immer schwieriger – es fehlt an Hebammen. Immer weniger Frauen können im Wochenbett von einer Hebamme betreut werden, wie der neue AOK-Report „Gesunder Start ins Leben“ belegt. „46,5 Prozent, also nicht einmal jede zweite Mutter, wurde nach der Geburt zu Hause begleitet“, sagt Thomas Bott, Direktor der AOK-Regionaldirektion Hamburg. Das Problem habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. 2012 seien noch 64 Prozent der Mütter im Wochenbett versorgt worden. „Hamburg ist da deutlich ausbaufähig“, so Bott.

    Im ersten Halbjahr 2018 wurden in Hamburg 12.668 Kinder geboren, 330 mehr als im Vorjahreszeitraum. Problematisch wird die Situation für junge Mütter nach der Entlassung aus der Klinik. Eine ambulant tätige Hebamme ist in Hamburg für 40 Neugeborene zuständig. „Ziel wäre eine Hebamme für 20 bis 30 Neugeborene“, sagt Bott. Zum Vergleich: In Bonn, wo die AOK Rheinland tätig ist, kommen auf eine Hebamme nur 26,2 Neugeborene.

    Die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für die Hebammenhilfe stiegen laut AOK-Studie von 431,4 Millionen Euro (2011) auf 587,68 Millionen Euro im Jahr 2016. Das sei durch Honorarsteigerungen zu erklären, sagt der AOK-Regionaldirektor, nicht jedoch durch mehr Einsätze der Hebammen. „Es ist aber nicht so, dass die Kassen nicht bereit wären, für mehr Hebammenarbeit zu bezahlen“, versichert Bott.

    Auffallend ist der enge Zusammenhang zwischen der sozialen Situation von jungen Müttern und der Hebammenbetreuung. Frauen, die Arbeitslosengeld beziehen, profitieren viel ­seltener als Berufstätige von Geburtsvorbereitungskursen, von einer Wochenbettbetreuung und von Rückbildungsgymnastik.

    Mit mehr als 13.000 Beschäftigten ist Asklepios der größte Arbeitgeber der Stadt. Um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, bildet das Unternehmen selbst Hebammen aus. In Kooperation mit einer Hochschule können sie einen akademischen Abschluss erlangen, der in vielen Ländern bereits Standard ist.

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