Mae Sai.

Die Augen unter der olivgrünen Kappe von Hauptmann Pacharapon Sukpeng leuchten, als er über die Rettung der Jugendfußballgruppe „Wildschweine“ aus ihrem unterirdischen Verlies in der thailändischen Tham-Luang-Höhle erzählt: „Dem ersten Jungen, der am Eingang angekommen ist, sind vor Erleichterung die Tränen nur so aus den Augen geschossen.“

Es gab noch mehr Tränen der Erleichterung: Am Dienstag konnten in einem weiteren stundenlangen und hochgefährlichen Taucheinsatz die letzten vier von den Wassermassen eingeschlossen Jungen aus der Höhle befreit werden. Auch ihr Trainer wurde gerettet. „Unsere Wildschweine sind wieder da“, twitterte die Spezialeinheit der thailändischen Navy Seals und löste mit der Nachricht landesweit Jubel aus. Seit dem 23. Juni saß die zwölfköpfige Jugendfußballmannschaft im Labyrinth der Höhle fest, in das sie sich bei einem Ausflug verirrt hatte. Alle Jungen befinden sich nun in der Klinik.

Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, dass das Jugendteam aus seinem Zufluchtsort in vier Kilometer Tiefe sicher nach draußen gebracht werden kann. „Wir konnten nicht viel mehr als unsere Hände sehen. Die Steine und die scharfen Kanten machen das Tauchen gefährlich, alles ist eng“, beschreibt einer der Taucher, die die Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren ins Schlepptau genommen hatten. Einsatzleiter Nattawut Piriyachitta schildert: „Die Jungen und der Trainer haben während der Bergung ein Beruhigungsmittel eingeatmet, damit sie nicht in Panik geraten konnten.“ Alle 20 Meter standen Sauerstoffflaschen für die Geretteten bereit.

Entgegen vorheriger Pläne wurden die am meisten geschwächten Jungen zuerst gerettet. Das waren laut Armeearzt Totsathep Boonthang die vier ältesten Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die am Sonntag befreit wurden: „Zwei von ihnen litten an Lungenentzündung und Unterkühlung.“ Als Vorletzter des Teams kam der Jüngste nach draußen. Er ist erst elf.

Erneut war es gestern der tropische Regen, der den Kindern fast zum Verhängnis geworden wäre. Stundenlang prasselte er auf den zerklüfteten Berg nieder. „Laut Meldungen aus der Höhle ist der Wasserstand noch okay“, hatte Gouverneur Narongsak Osottanakorn Dienstag erklärt, „die Retter können weitermachen. Wir haben Leute auf dem Berg, die alle Stellen verschließen, wo es Wassereinbrüche geben könnte.“

Nach ersten Angaben der Ärzte haben die Geretteten die lange Zeit in ihrem Gefängnis verhältnismäßig gut überstanden. Noch rund eine Woche sollen sie in der Klinik bleiben. Einer der vier Jungen, die am Montag gerettet wurden, war bei der Ankunft am Eingang der Höhle nach Informationen dieser Zeitung bewusstlos. Inzwischen geht es auch ihm wieder gut.

Am Dienstag konnten die ersten acht befreiten Jungen, die alle noch Sonnenbrillen tragen müssen, ihren Eltern zuwinken – aus Angst vor Infekten zunächst durch eine Scheibe. Für Dienstagabend war eine erste direkte Begegnung geplant – solange Mutter und Vater mindestens zwei Meter Abstand hielten. Es gab sogar das erste richtige Essen für die Knaben – freilich noch ohne die scharfen Chili-Böhnchen, die in Thailand so beliebt sind. Die Mägen der Jungen seien dafür nach der Zeit des Hungerns noch nicht bereit, hieß es.

Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag, zu dem der Fifa-Präsident die Jungen eingeladen hatte, kommt aber noch zu früh. Doch der Weltverband beruhigte: Man werde ein anderes Ereignis finden, um die Jungen zu feiern.