Blankenese. In der Reihe Türöffner zeigen diesmal Kaori Sato und Sabine Grube die sonst nicht öffentlich zugänglichen Räume im Blankeneser Goßlerhaus

    Es ist ein imposantes Gebäude. Am höchsten Punkt im Goßlers Park thront das weiße Blankeneser Herrenhaus, das vielen ein Begriff ist. Dies liegt nicht nur an seiner eindrucksvollen Lage, sondern auch an seiner einstigen Funktion als Ortsamt. Damals war es für viele Jahre eine zentrale Anlaufstelle für Behördengänge aller Art. Im Gartensaal des Goßlerhauses haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Ehepaare das Jawort gegeben – eine Tradition, die bis heute gepflegt wird. Während die Räume im Erdgeschoss häufig für öffentliche Kulturveranstaltungen genutzt werden, gibt es Bereiche, die nur wenigen offenstehen. Ein Blick hinter die Kulissen.

    Es geht abwärts. Über den ehemaligen Dienstbodeneingang hinter dem Haus erreichen Besucher die unterste Etage des Goßlerhauses. Dort, wo einst für die „Herrschaften“ des Hauses gekocht wurde und wo die vielen Helfer Lebensmittel in verschiedenen Speisekammern verarbeiteten und aufbewahrten, wohnen heute Studenten. Insgesamt fünf Gästezimmer, eine kleine Gemeinschaftküche, ein Waschraum und ein Bad finden sich im Keller der Villa. Auf die Bewohner deuten allein die vielen Schuhe hin, die bereits im Flur ausgezogen und gegen Hauspantoffeln getauscht werden. Ansonsten ist es erstaunlich still für eine Studenten-WG. Dabei sind alle Zimmer vergeben – und zwar an Studenten des Hamburger Konservatoriums.

    Kaori Sato ist eine von ihnen. Die 24-Jährige stammt aus der japanischen Großstadt Fukushima. Seitdem sie vier Jahre alt ist, spielt sie Klavier. In Japan studierte sie Musik. Ihren Bachelorabschluss hat sie in der Tasche. Seit Oktober 2017 absolviert sie ein Internationales Studienjahr am Hamburger Konservatorium. Fürs Abendblatt öffnet sie ihre Zimmertür, nachdem sie schnell noch etwas aufgeräumt hat. Dabei ist es doch ordentlich. Der Raum ist überschaubar groß. Es passen ein schmales Bett, ein Regal und ein Schreibtisch knapp hinein. Aber mehr braucht Sato auch nicht.

    Denn was sie wirklich benötigt, ist ein Platz zum Üben und ein Klavier. Beides findet sich in den Studierräumen im ersten Stock. Sato hat einen Schlüssel und kann die Räume so oft nutzen wie sie möchte und solange sie nicht belegt sind. Das ist allerdings während der Woche relativ oft der Fall. Zahlreiche Kurse und Übungsstunden des Hamburger Konservatoriums sind bereits ins Goßlerhaus ausgelagert. Nachdem die Bucerius Law School auszog, nutzt das Konservatorium das Herrenhaus als zweiten Standort – neben dem beengten Hauptsitz in Sülldorf.

    Bis zur Umorganisation der Verwaltung war das Goßlerhaus das zuständige Ortsamt. 2005 war Schluss. Ein Jahr später sollte es bereits wie andere städtische Immobilien und Herrenhäuser meistbietend verkauft werden. Engagierte Blankeneser konnten das mithilfe eines Mäzens verhindern. Die Villa wurde saniert und an eine Stiftung vermacht. Seither wird das Herrenhaus als Kulturstätte genutzt. Im Erdgeschoss werden öffentliche Veranstaltungen organisiert und Trauungen abgehalten. Die restlichen Räume werden zur Finanzierung langfristig vermietet.

    Mit dem Hamburger Konservatorium konnte ein langfristiger Mieter gefunden werden, der dem Haus Leben einhaucht. Dabei ist Sato nicht die einzige Bewohnerin. In drei weiteren Gästezimmern im Keller wohnen ebenfalls Studentinnen aus Japan. Hahn im Korb ist ein deutscher Musikstudent, der vor Kurzem eingezogen ist. Im Obergeschoss sind zudem drei Wohnungen langfristig vermietet. Was Sato am meisten an Deutschland fasziniert? „Das Essen und die Landschaft“, sagt die 24-Jährige, die erst seit knapp einem halben Jahr in einem Sprachkurs Deutsch lernt. Und zum Goßlerhaus fällt ihr ein: „Man merkt, dass das hier ein ganz besonderer Ort ist. Er hat Ausstrahlung. Gut gefällt ihr zudem, dass der Eintritt für Konzerte in Deutschland deutlich günstiger ist als in Japan.

    Und wahrscheinlich wird sie ihren Freunden und ihrer Familie nach ihrem Aufenthalt ausführlich berichten, in welch großartigen Häusern mit herrlichen Parks die Menschen in Hamburg leben.