Essen.

Sie zeigten Flagge. Ein Großteil der 52 Nebenkläger im Prozess gegen den Bottroper Apotheker Peter S. trug am Freitag zum Urteil eine cremefarbene Rose am Oberteil und war schwarz gekleidet. Es war ein Gedenken an die Patienten, die von ihm ihre Chemotherapien bezogen und den Kampf gegen die tückische Krankheit verloren hatten. „Wer schweigt, macht sich mitschuldig“, stand auf einigen der T-Shirts in Saal 101 des Essener Landgerichts.

Diese Demonstration der Opfer wird nicht der Anlass gewesen sein, dass Richter Johannes Hidding den Schluss seiner einstündigen Urteilsbegründung zu einem eindringlichen Appell an Peter S. (48) nutzte. Es war eine vor allem menschliche Ansprache an den gerade zu zwölf Jahren Haft und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilten Bottroper. Hidding erinnerte daran, dass Peter S. bislang zu den Vorwürfen geschwiegen hatte. „Das ist Ihr gutes Recht“, sprach der Richter ihn direkt an, „aber Ihre Patienten warten auf Antwort. Sie wollen wissen, was geschehen ist. Sie wollen die Wahrheit hören.“

Habgier bescheinigte das Gericht dem Angeklagten als Motiv für die Unterdosierung von Krebsmedikamenten. Er habe die teuren Wirkstoffe zwar den Krankenkassen berechnet, den Patienten aber vorenthalten, „um sein Luxusleben zu finanzieren“, etwa die teure Villa mit Wasserrutsche in den Pool. Das Gericht, so Hidding, sah natürlich die persönliche Betroffenheit. Aber es sah eben auch das Problem, dass rechtlich nicht festzustellen sei, wem die Wirkstoffe vorenthalten wurden und welche Folgen dies habe.

Die meisten Nebenkläger zeigten sich zufrieden mit der Entscheidung. „Und wir sind froh, dass der Prozess nach 44 Tagen endlich zu Ende ist“, sagte eine von ihnen erleichtert.