Die Grenzen sind fließend. Man ist ja tolerant. Aber manches geht nun echt zu weit

    Wenn doch alles so einfach wäre wie es Kulturbanausen gern hätten. Das angebliche Zitat „Ist das Kunst oder kann das weg?“ einer Putzfrau oder eines Hausmeisters hat es nie gegeben. Doch die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst sind fließend, auch im Kreis Pinneberg. Zum Beispiel bei Graffiti. Kaum eine Lärmschutzwand oder Fassade bleibt lange davon verschont. Und je nach Qualität empfinden Betrachter diese Hinterlassenschaften als Schmiererei oder als Straßenkunst.

    Apropos: Zu Straßenkunst passt auch Kunst im öffentlichen Raum. Dafür werden Kunstwerke aller Art meist mit öffentlichen Mitteln erworben und öffentlich ausgestellt. In Erinnerung ist mir noch eine Schwermetall-Plastik des längst verstorbenen Skulpturisten
    Walter Arno. Die bizarre Figurengruppe war 30 Jahre lang Blickfang sowie unfallfreies Spiel- und Klettergerät auf dem Pausenhof der Halstenbeker Grundschule Bickbargen. Dann nahm ein berufsgenossenschaftlicher Dienst Anstoß wegen Verletzungsgefahr, und das Kunst-Stück wurde ersatzweise zum Gemeindefriedhof umgebettet, was die Besucher der Ruhestätte nicht gerade begeisterte.

    Dass man Reste alter Plakate und rostige Hinterlassenschaften eindrucksvoll künstlerisch verarbeiten kann, ist bis zum geplanten Abbruch noch im Rellinger Turmhaus an der Ecke Hauptstraße/Hamburger Straße beim Blick in die Schaufenster zu bewundern. Die Schöpferin der Collagen, Friederike
    Lydia Ahrens, bezeichnet ihre Kunstrichtung als Placart, eine Mischung aus Plakat und Art.

    In gänzlich anderer Art bieten an der Straße Stawedder immer wieder illegal abgestellte Schrott-Lieferwagen einen Blickfang. Von Street-Art keine Spur, auch wenn oft Farbe verwendet wird, um verräterische Aufschriften abzudecken. Hier kann die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ nur noch mit dem Aufschrei „Das kann weg!“ beantwortet werden. Aber dalli!