Das Drama „Candelaria – Ein kubanischer Sommer“ ist wunderbar atmosphärisch und beschwingt erzählt

    Anfang der 1990er-Jahre. Während Helmut Kohl versprach, die gewesene DDR werde sich in blühende Landschaften verwandeln, zogen das Ende der So­wjetunion in Kuba und die Blockade der USA eine tief greifende Wirtschaftskrise nach sich. Die Einkommen sanken rapide. Ein Jahr später ist die Geschichte von „Candelaria – Ein kubanischer Sommer“ angesiedelt. Es geht um Candelaria (Veronica Lynn) und Victor Hugo (Alden Knight), ein Paar Mitte 70. Sie jobbt in der Wäscherei eines Hotels. Er verdingt sich als Vorleser in einer Fabrik, verausgabt die letzten Kräfte auf dem Baseball-Feld. Abends machen sie gemeinsam Musik in einer kaum besuchten Bar.

    Doch eines Tages findet Candelaria auf der Arbeit eine Videokamera und nimmt sie heimlich mit nach Hause. Statt sie zu verkaufen, beginnen sie und Victor private Videos zu drehen. Die grobkörnigen Bilder mit ausgewaschenen Farben erinnern an die dänische Dogma-95-Bewegung, die ein Jahr später die Filmwelt auf den Kopf stellen sollte. Auch die Beziehung des Paars blüht auf, bis die Kamera plötzlich wieder verschwindet. Hugo riskiert alles, um sie wiederzufinden ...

    In wunderbar atmosphärischen Bildern und mit einem eigenen, langsam beschwingten Tempo beschwört Regisseur Jhonny Hendrix Hinestroza ein Kuba wie aus dem Bilderbuch. Gleichzeitig beweist er einen genauen Blick für die gesellschaftliche Misere, für die Nöte und Sehnsüchte eines Paares, das allen Umständen zum Trotz die eigene Würde verteidigt.

    „Candelaria – Ein kubanischer Sommer“ Kolumbien/Deutschland/Norwegen/Argentinien/Kuba 2017, 89 Min., ab 6 J., R: Jhonny Hendrix Hinestroza, D: Veronica Lynn, Alden Knight, Philipp Hochmair, täglch im Abaton (OmU), 3001, Holi; https://dcmworld.com/portfolio/candelaria