Chiang Rai.

Erleichterung in Thailand: Nach mehr als einer Woche verzweifelter Suche scheint die Berggöttin Nang Non die Gebete der verzweifelten Angehörigen und Freunde erhört zu haben. Die in einer Höhle im Norden des Landes eingeschlossenen zwölf Teenager und ihr Fußballtrainer sind am Leben. „Unsere Spezialkräfte haben die Menschen wohlbehalten gefunden“, berichtet Provinzgouverneur Narongsak Osotthanakorn. „Der Einsatz ist aber noch nicht abgeschlossen. Wir planen, das Wasser aus der Höhle herauszupumpen und sie zu holen.“

Ein Video der Einsatzkräfte zeigte am Abend die Kinder im Inneren der Höhle im Schein von Taschenlampen - erschöpft aber überglücklich. Die Taucher waren mehr als drei Kilometer weit in die Höhle eingedrungen. „Wir haben ihnen flüssige Energienahrung und das Wichtigste zum Überleben mitgebracht“, sagte der Provinzgouverneur. „Jemand wird bei ihnen bleiben, bis die Retttung anlaufen kann.“

Tagelang hatte eine Überflutung in den Gängen die Rettungskräfte von einem Vordringen abgehalten. Nach Regenfällen am Montag war der Wasserspiegel zuletzt sogar gestiegen.

Wenige Stunden zuvor: In der Mae-Sai-Prasitsart-Schule ist kein normaler Schultag für die Kinder. Denn von sechs ihrer Schulkameraden fehlt seit Tagen jede Spur. An diesem Morgen beten alle Kinder für ihre Mitschüler. Im Schneidersitz hocken die etwa 3000 Jungen und Mädchen im Schulhof. Die Hände haben sie zur buddhistischen Gebetshaltung gefaltet. „Beten wir alle zusammen. Sprecht mir nach.“ Sozialkundelehrer Takkapong Thammarangsri spricht in ein Mikrofon.

Hand- und Fußabdrücke nährten die Hoffnung

Ihr gutes Karma aus diesen und den vergangenen Leben solle den Schulkameraden helfen. Buddhisten glauben an Wiedergeburt und daran, dass Handlungen in früheren Leben Auswirkungen auf dieses Leben haben.

Es war eine quälende Zeit des Wartens. Die Fußballmannschaft wurde seit dem 23. Juni in der Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non in der Provinz Chiang Rai vermisst. Die zwölf Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren und ihr Trainer waren an jenem Tag nach dem Training in die Höhle eingestiegen. Die Behörden vermuten, dass die Gruppe von einer Sturzflut überrascht wurde und sich vor dem ansteigenden Wasser immer tiefer in die Höhle rettete.

Seitdem haben Hunderte Helfer, Taucher, Soldaten und Höhlenexperten nach der Gruppe gesucht. Wasser wird aus der zehn Kilometer langen, verzweigten Höhle gepumpt, die Helfer suchen nach anderen Zugängen. Lange gibt es kein Lebenszeichen. Funde von Hand- und Fußabdrücken hatten die Hoffnung genährt, die Gruppe könne sich in die tief liegende Kammer gerettet haben.

„Ihr könnt für sie beten, aber besucht auch den Unterricht“

Er sei anfangs schockiert und traurig gewesen, sagt Thanwa Chuaychukit. Sein Freund, der 16-jährige Peerapat, zählt zu den Vermissten. Jetzt werde es langsam besser. „Wir kennen uns seit der 7. Klasse und machen oft was miteinander.“ Der 14-jährige Komin Armaw schaut traurig vor sich hin. Normalerweise sitze er im Unterricht neben Prajak, der jetzt in der Höhle gefangen ist. „Letzten Sonnabend war sein Geburtstag.“ Komin verstummt und zeigt ein Handyfoto von ihrem letzten gemeinsamen Ausflug

Die 200 Lehrer versuchen, den Optimismus am Leben zu halten, und auch der Schulleiter ermuntert die Kinder, nach vorn zu blicken: „Ihr könnt für sie beten, aber besucht auch den Unterricht wie normal“, sagt er. „Vielleicht gibt es heute Abend gute Nachrichten.“ Er sollte recht behalten. (dpa)