Ein kleines Dorf im Allgäu setzt eine Duftmarke und wirbt mit einem ganz besonderen Geruch

    Eine Duftmarke zu setzen, das gilt vor allem als tierische Macke von Rüden, die Gassigeher damit zum nervigen Stop-and-go zwingen. Wenn die Gemeinde Oy-Mittelberg im Allgäu genau damit wirbt – eine Duftmarke zu setzen – lässt das ohne zu stänkern ein paar Fragen offen.

    Geht es um tierisch-ländliche Ausdünstungen des Schwabenörtchens im Schatten der Alpen? Haben die 4562 Einwohner (Stand Dezember 2016) damit was zu tun? Oder die Gülle, unter Süddeutschen auch als Odel in aller Munde? Locken gar Wohlgerüche? Von Blütendolden oder wilden Kräutern? Wie steht’s vor Ort wohl um Dieselabgase? Wir nähern uns olfaktorisch den Tatsachen.

    Denn Oy-Mittelberg – der Ort muss wegen seines bisher vernachlässigten Bekanntheitsgrads noch mal erwähnt werden – Oy-Mittelberg im Allgäu wirbt um Touristen, und das unverblümt mit dem weltweit einzigen „Prädikat Duftort“. 16 von 17 Gastgebern der Dorfgemeinschaft haben dem zugestimmt. Wandern, Rad fahren und baden könne man schließlich überall in der Umgebung, wird die Tourismus­bürochefin Gabriele Postner laut dpa zitiert. Der Duft von – Sie wissen schon – sei aber ein Alleinstellungsmerkmal des Kneipp- und Luftkurortes.

    An den Aromen aus Landwirtschaft, Wiesen, Wald und Moor kann das nicht liegen. Die müffeln alle zum Verwechseln ähnlich. Aber in der kleinen Gemeinde, deren Bewohner am 17. Juni 2018 mit eindeutigen 85,3 Prozent dagegengestimmt haben, den ehemaligen Gasthof Löwen zum Rathaus generalzusanieren, gibt es auch eine GmbH für Produkte zur Aromatherapie. Sowie eine Kaffeerösterei. Zwei sichere Duftnoten. Die Dorfwirte können bestimmt auch was beisteuern. Wie wär’s mit einem Duftbaum Vanille an der Tür mit dem Herzen?