Die Teenager-Fantasy-Komödie „Meine teuflisch gute Freundin“ ist widersprüchlich und unausgegoren

    Die Hölle befindet sich nicht mehr tief unter uns, irgendwo im Erdreich, wo es stinkt und lodert. Heutzutage ist das Böse an der Börse. Für den stets korrekt gekleideten Teufel (Samuel Finzi) öffnen sich vor allem Fahrstuhltüren mit einem sanften „Pling“. Er regiert in einem protzigen Wolkenkratzer, wo alles nach gewissen­losen Bankgeschäften und schnellen Renditen riecht. „Meine teuflisch gute Freundin“ zeigt den Gegenspieler Gottes aber auch von einer sympathischeren menschlichen Seite: als alleinerziehenden Vater der schwerst pubertierenden 14-jährigen Lilith (Emma Bading).

    Eines Tages liegt deren Privatlehrer gefesselt im Wohnzimmer. Offenbar wurde die theoretische Behandlung der gerade auf dem Lehrplan stehenden sieben Todsünden von seiner Schülerin nicht als erschöpfend empfunden. Halb als Strafe, halb als Bewährungsprobe schickt Satan senior seinen Sprössling zum ersten Mal in den Außendienst. Der soll in einem verschlafenen Küstenstädtchen „das netteste Mädchen der Welt“, Greta (Janina Fautz), vom Pfad der Tugend abbringen.

    Kein Problem, sollte man meinen. Doch in Lilith regen sich unvermutete Gefühle: Neid auf Gretas viel zu heile Welt und jede Menge Sympathie für den sanft rebellischen Mitschüler Samuel (Ludwig Simon). Getreu dem Motto: „Fack ju Göhte“ verläuft der Kampf Gut gegen Böse, Gretchen gegen Mephisto junior, also etwas anders als vom Klassiker geplant.

    Regisseur Marco Petry („Doktorspiele“) ist ein Spezialist für die Gefühls- und Lebenswelten von Teenagern und jungen Erwachsenen. Zum Fantasy-Genre scheint ihm jedoch der rechte Zugang zu fehlen. Dass in „Meine teuflisch gute Freundin“ zwei Leibhaftige ihr Unwesen treiben, wird vor allem deutlich, wenn in ihren Augen hin und wieder kleine Flammen lodern. Das mystische Element dient hier eher als Metapher für holzschnittartig erzählte Konflikte zwischen Hedonisten und Hippies, Großstadt und Provinz, zwischen verschiedensten Lebensentwürfen, die sich schon in der Schule wie in einem Schmelztiegel sammeln. Dafür gab es wohl genug Geld, um Hunderte von Statisten zu engagieren, aber gerade mal ausreichend Zeit, um sie als leblose Masse im Bildhintergrund durch Flure und über den Schulhof zu schieben. Das oft aufgesetzt wirkende Spiel der hier etwas unglücklich besetzten Emma Bading, die zuletzt in „1000 Arten Regen zu beschreiben“ überzeugte, legt zudem nahe, dass Petry hier eigentlich das Coming -out eines zum Bösen erzogenen, aber im Kern guten Menschen erzählen wollte.

    Weil nicht zuletzt die pathetisch-dramatische Musik verzweifelt versucht, das ganze in eine Art Horror-Trash zu verwandeln, macht diese kritisch-romantische Teenager-Fantasy-Komödie vor allem einen widersprüchlichen und unausgegorenen Eindruck.

    „Meine teuflisch gute Freundin“ D 2018, 100 Min., ab 6 J., R: Marco Petry, D: Samuel Finzi, Emma Bading und Johann von Bülow, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, UCIs Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek, Zeise; www.wildbunch-germany.de/movie/
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