Warten am Gate auf den verspäteten Flug nach New York. Solche nervigen Verzögerungen­ machen aus wildfremden Menschen plötzlich Leidensgenossen und lösen auch die Zungen. Die vier Frauen, die nichts tun können, außer zu warten, kommen sehr bald ins Gespräch.

Die Themen liegen ebenfalls auf der Hand, zumal man sich im gleichen Alter befindet: Hitzewallungen und Hormonschübe, Mode und Menopause, Sex und Slipeinlagen. Dabei könnten die vier Ladys kaum unterschiedlicher sein: Die ledige Karrierefrau (Jutta Habicht) ist auf dem Weg zu einem extrem wichtigen Geschäftstermin, hat aber die Präsentationsunterlagen vergessen. Zeit für einen One-Night-Stand hat sie immer übrig. Die Hausfrau und Mutter von drei Kindern (Sabine Urig) fliegt zum ersten Mal und bekommt Schweißausbrüche, wenn sie an zu Hause denkt. Ob Pappi es wohl schafft, den Haushalt zu schmeißen?

Die Vornehme (Inez Martinez oder alternierend Laura Leyh) hat Stress mit ihrer Tochter und einem Vater, der gerade aus dem Altenheim ausgebüxt ist. Sex kennt sie nur noch vom Hörensagen. Bei der Jungen (Anna Bolk oder wahlweise Susanne Hayo) schließlich – sie ist erst 42 – tickt die biologische Uhr. Sie will schnell noch schwanger werden, ihr Verlobter ist jedoch zeugungsunfähig. Da hilft nur künstliche Befruchtung im Ausland.

„Heiße Zeiten“ heißt die „Wechseljahre-Revue“ von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz, die Gerburg Jahnke 2010 erstmals am St. Pauli Theater mit großem Erfolg inszeniert hat. 250.000 Besucher*innen haben das Stück seitdem schon gesehen, in diesem Sommer kehrt es wieder auf den Spielplan des ältesten Hamburger Privattheaters gleich neben der Davidwache zurück.

Vom Original-Ensemble sind noch Anna Bolk und Sabine Urig dabei

In solch einer langen Zeit bleiben Umbesetzungen nicht aus. Vom Original-Ensemble sind noch Anna Bolk und Sabine Urig dabei, die anderen Schauspielerinnen sind inzwischen neu hinzugekommen. Die musikalische Leitung hat wiederum Jan-Christof Scheibe mit seiner Band, die in Stewardessen-Uniform aufspielt.

Pate dieser Art von Liederabenden ist Franz Wittenbrink mit seinen Klassikern „Sekretärinnen“ oder „Männer“. Auch in „Heiße Zeiten“ ist Popmusik ein wesent­licher Teil der amüsanten Show um das Quasselquartett. Deutsche Versionen von Tina Turners „We Don’t Need Another­ Hero“ finden sich genauso im Repertoire der singenden vier wie der Motown-Klassiker „My Guy“ oder Celine Dions Ballade „All By Myself“.

Zum Bauch-Beine-Po-Programm legen die vier ein Disco-Programm hin, beim Sirtaki werden die Beine geschmissen, als wären alle in einen Jungbrunnen gefallen. An Kalauern fehlt es ebenfalls nicht – je schlüpfriger, desto besser. Beispiel gefällig? „Wie nennt man ein Glühwürmchen, das Viagra genommen hat?“ – „Stehlampe!“

Das weibliche Publikum hat sich bei diesem selbstironischen Klimakteriumskracher schlappgelacht, weil die gezeigten Nummern über Männer und Macken ihnen nur zu vertraut waren. Aber sind die Wechseljahre wirklich so schlimm, wie sie immer dargestellt werden? Oder dienen sie manchmal nicht doch nur dazu, von anderen Unzulänglichkeiten abzu­lenken?

Die Frauen in „Heiße Zeiten“ sind jedenfalls alles andere als langweilige Schachteln. So ein Hormonrausch kann manchmal ganz schön mitreißend sein.

„Heiße Zeiten“ bis 11.8., jeweils 19.30 Uhr, St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 27,90 bis 54,90 Euro in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98