Die Schreibmaschine, vor 150 Jahren patentiert, ist kein Schreibfehler der Kulturgeschichte, sondern Zeitzeuge

    Mit Schreibmaschinen ist es für manche wie mit Möpsen: Ohne sie ist das Leben möglich, aber sinnlos. Es war einmal eine Zeit, tief im letzten Jahrtausend, da waren Computer noch etwas Unverstehbares, das nur die Nasa in Gang bekam. Wer etwas zu Papier bringen wollte, musste mit der Hand schreiben (und sich als Sauklauer blamieren) oder mit der Schreibmaschine. Beides war nicht einfach. Andererseits: Mal eben etwas schreiben und es mit einem Klick löschen, das ging auch nicht. Tippfehler und ihre Beseitigung lehrten Demut. Schreibmaschine ist Zen mit Tastatur. Meditationsübung für einen bis zehn Finger.

    Morgen vor 150 Jahren meldete die US-amerikanische Rüstungsfirma ­Remington die erste industriell gefertigte Maschine zum Patent an. Ein kleiner Tipp für die Firma, ein großer für die Menschheit. Die Klassiker der Blütejahre bekamen oft menschelnde ­Namen: Erika, Gabriele, Olympia oder Valentine. Die Idee, sie Werner, Adolf oder wenigstens Kevin zu taufen, setzte sich allerdings nicht durch.

    Der ohnehin eigenwillige Literaturnobelpreisträger Thomas Mann war notorischer Schreibmaschinenverweigerer. Er hat sich vertraglich zusichern lassen, dass er seine Texte handschriftlich beim Verlag abgeben konnte. ­Berühmtester Schreibmaschinen-Junkie unserer Zeit ist der Hollywoodstar Tom Hanks. Druff kam er vor 40 Jahren, inzwischen soll er Hunderte besitzen. Er hat nicht nur eine App ­herausgebracht, mit der man sich wie Hemingway fühlen kann; ein Buch hat er auch geschrieben. Kurzgeschichten über Schreibmaschinen, auf Schreibmaschinen geschrieben. Der herzige deutsche Titel: „Schräge Typen“.