Die französische Komödie „Nicht ohne Eltern“ lebt vor allem von den beiden Hauptdarstellern

    Tatort Supermarkt. Ein voller Einkaufswagen ist gestohlen worden. Opfer sind Alain Prioux (Christian Clavier) und seine Frau Laurence (Catherine Frot), ein gut situiertes, kinderloses Ehepaar im fortgeschrittenen Alter. Verdächtigt wird ein junger Mann mit Wollpullover und etwas unvorteilhafter Frisur. Er hatte Alain zuvor in einem unverständlichen Dialekt angesprochen und ihm schließlich eine Packung Schokoflocken in den Wagen gepfeffert. Als die Priouxs nach Hause kommen, steht der vermisste Einkauf auf dem Küchentisch und der Dieb unter der Dusche. Noch während er sein Haar trocken rubbelt, stellt er sich vor: Er heißt Patrick, ist gehörlos, redet Alain und Laurence mit „Mama und Papa“ an und will ihnen dringend seine Verlobte vorstellen, die blinde, hochschwangere Sarah (Pascale Arbillot).

    Alain hält Patrick (Sébastien Thiéry) erst für einen Betrüger, dann für das Produkt einer bislang geheim gehaltenen, Jahrzehnte zurückliegenden Affäre. Ein wenig aus Rache an ihrem untreuen Mann, aber zunehmend auch von ehrlichen Gefühlen getrieben, geht Laurence mehr und mehr in der unverhofften Mutterrolle auf. Während sie immer weniger Interesse daran hat, die wahren Verwandtschaftsverhältnisse herauszufinden, setzt Alain alles daran, Patrick und Sarah wieder loszuwerden. Ein Sturm der Gefühle bricht sich Bahn und stellt einen rein auf biologische Abstammung reduzierten Familienbegriff mit großer spielerischer Lust auf den Kopf.

    Dass „Nicht ohne Eltern“ auf einem in Frankreich sehr erfolgreichen Bühnenstück basiert, ist auch seiner filmischen Umsetzung deutlich anzumerken. Der klare und zuweilen grotesk überspitzte Ton mag geeignet sein, bis in die allerletzten Reihe jedes Theaters verstanden zu werden, auf der Leinwand wirkt er eher aufdringlich. Auch das Bemühen um einen unverkrampften Umgang mit den körperlichen Behinderungen von Patrick und Sarah ist oft recht plump. So belegt Alain einmal die blinde Sarah mit dem Kompliment: „Sie sind sehr schön!“ Die Angesprochene entgegnet halbherzig lachend: „Das weiß ich nicht.“ Mag sein, dass hier die deutsche Übersetzung missverständlich geriet. Blinden ein Empfinden für Schönheit abzusprechen, nur weil ihre Augen nicht sehen können, wäre ein zu hoher Preis für einen flachen Kalauer.

    Wer ein Herz für französische Komödien hat, dürfte trotzdem an dem schauspielerischen Gipfeltreffen zwischen Christian Clavier, dem kleinen Mann, den man hierzulande vor allem aus den Asterix-Realverfilmungen kennt, und der Grande Dame Catherine Frot („Odette Toulemonde“) einige Freude haben.

    „Nicht ohne Eltern“ F 2017, 85 Min., o. A.,
    R: Sébastien Thiéry/Vincent Lobelle, D: Christian Clavier, Catherine Frot, Sébastien Thiéry, täglich im ­Blankeneser, Passage, UCI Wandsbek; Internet:
    www.nichtohneeltern-film.de