Bei den Privattheatertagen konkurrieren zwölf Bühnen um die Monica-Bleibtreu-Preise

    Hamburg hat eine deutschlandweit einzigartige und vielfältige Privattheaterszene mitsamt interessiertem Publikum. Das stellen auch Regisseure und Schauspieler aus anderen Städten immer wieder fest. Deshalb spielen sie gern hier. Und das noch lieber, wenn sie für die Monica-Beibtreu-Preise nominiert sind.

    Die nach der 2009 gestorbenen Hamburger Schauspielerin benannte Auszeichnung würdigt bei den von Multi­intendant Axel Schneider initiierten Privattheatertagen (PTT) herausragende Produktionen der Spielzeit. Für das außer vom Bund erstmals auch von der Stadt teilfinanzierte Festival hatten sich in diesem Jahr 87 Bühnen zwischen Schleswig-Holstein und Bayern beworben. Zwölf sind vom 19. Juni bis 1. Juli bei der siebten Auflage der PTT in Hamburg zu erleben.

    Dank des Ohnsorgs mischt auch ein Vertreter der Freien und Theaterstadt Hamburg mit: „Buten vör de ­Döör“, die platt- und hochdeutsche Version von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür, spielt am 20.6. in den Kammerspielen. „Buten vör de ­Döör“ hatte erst im März in Ingo Putz’ Regie im Ohnsorg-Studio eine eindringliche Erstaufführung gefeiert. Nun darf Holger Dexne den Kriegsheimkehrer Beckmann an historischem Ort geben – in den Kammerspielen hatte Borcherts Drama 1947 Uraufführung.

    Ohnsorgs „Buten vör de ­Döör“ misst sich bei den Klassikern mit „Hamlet“

    Sinnbild des Wandels: Bei den Privattheatertagen konkurriert das Ohnsorg mit „Buten vör de ­Döör“ in der Kategorie Klassiker mit „Hamlet“ vom Forum Theater Stuttgart (am 21.6. im Ernst Deutsch Theater), das bis auf die Titelfigur alle Rollen mit Frauen besetzt hat. Dazu kommen noch „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ vom Societätstheater Dresden (22.6.) und „Die Liebe der kleinen Mouche“ vom Erfurter Waidspeichertheater (28.6.), beide zu Gast in den Kammerspielen.

    In der Kategorie (zeitgenössisches) Drama läuft am 19. Juni im Altonaer Theater die PTT-Eröffnungsproduktion „Ghetto“ als Inszenierung des Wolfgang Borchert Theaters Münster. Mit Joshua Sobols Geschichte hatte Peter Zadek Mitte der 80er-Jahre im Schauspielhaus einen seiner größten Erfolge gefeiert. Weitere Dramen sind „Enigma“ vom Theater an der Angel Magdeburg (im Theater im Zimmer, 24.6.), „7 Minuten“ vom Theaterhaus Stuttgart (27.6., Altona) und „Walking Large“ vom Berliner Ballhaus Naunynstraße, das am 29.6. erstmals Kampnagel (k2) bespielt.

    In der Sparte Komödie sind die TV-Stars Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen für die Berliner Komödie am Kurfürstendamm fast schon PTT-Stammgäste, diesmal am 23.6. in Altona absurd-zauberhaft in „Die Tanzstunde“. Ihre Konkurrenten: das Münchner Teamtheater Tankstelle mit „Paarungen“ am 25.6. im Ohnsorg, „The Importance Of Being Earnest“ in Oscar Wildes englischem Original vom Euro Theater Central Bonn (26.6., Lichthof) und „Hungaricum“ vom Studio Theater Stuttgart am 30.6. in den Kammerspielen. Damit ist Stuttgart in jeder Kategorie vertreten. Steht die Stadt womöglich für ausgezeichnete Theatervielfalt? Die finale Gala wird’s zeigen.

    7. Privattheatertage 19.6–1.7, Beginn jew. 20.00 außer Eröffnung Di 19.6., 19.30, Altonaer Theater, „Hamlet“ Do 21.6., 19.30, EDT und Gala So 1.7., 19.30, Kammerspiele, Karten zu 9,- bis 29,-
    (Festivalpässe zu 54 bis 174,-): HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, HA-Ticket-Hotline
    T. 30 30 98 98; www.privatthteatertage.de