Hamburg. Beim WM-Turnier in Russland schüttet die Fifa 344 Millionen Euro aus. Und Trainer van Marwijk bezahlt seine Assistenten

    Bei so einer Fußball-WM geht es ja nicht nur um Stars und Fakten, Spiele und Siege. Zahlreiche Kuriositäten sorgen ebenfalls für Aufmerksamkeit. Manchmal sogar für größere.

    Regel 14: Die Regelhüter beim Weltverband Fifa greifen durch. Bei den Titelkämpfen in Russland wird jetzt ein Vergehen geahndet, das vor vier Jahren durch Luis Suarez für einiges Aufsehen gesorgt hatte: Beißen ist nach einer Erweiterung der Regel 14 nun ausdrücklich verboten und wird mit direktem Freistoß und Platzverweis bestraft. Das steht in den Regeländerungen, die von den Regelhütern beschlossen wurden. Ein Protest von Uruguays Luis Suarez dagegen ist nur ein Gerücht. Auslegungssache der Schiedsrichter aber bleibt, wann es sich nur um ein zärtliches Öhrchenknabbern handelt.

    Ein kurioser Zwischenfall hat die Abreise der isländischen Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Russland verzögert. Nationaltrainer Heimir Hallgrimsson verstaute seinen Koffer versehentlich im falschen Bus. Statt in Richtung Flughafen fuhr dieser in den Norden Islands. Mithilfe der Polizei konnte das Gepäckstück aber wiederbeschafft werden. „Es war gut für die Jungs, dass sie über mich lachen konnten“, sagte Hallgrimsson der französischen Nachrichtenagentur AFP: „Hoffentlich ist es der einzige Fahler des Turniers.“ Co-Trainer Helgi Kolvidsson erklärte, dass in dem Koffer unter anderem ein Computer gewesen sei, der „20 Jahre Arbeit in sich trägt“. Während die Polizei den „falschen“ Bus verfolgte, habe Hallgrimsson dem Team eine Runde Kaffee am Flughafen spendiert.


    Debütant Island ist das an Einwohnern gemessen kleinste Land, das sich je für eine WM-Endrunde qualifiziert hat. 340.000 Menschen leben auf der Insel im Nordatlantik, den bisherigen Rekord für den kleinsten WM-Teilnehmer hielt Trinidad und Tobago mit 1,2 Millionen Einwohnern. 66.000 Isländer haben sich für WM-Tickets beworben. Das entspricht knapp 19 Prozent der Bevölkerung. Auf Deutschland umgerechnet bedeutet das 15,675 Millionen WM-Touristen. Huh!

    Nationaltrainer Bert van Marwijk bezahlt die Assistenztrainer für seine WM-Teilnahme mit Australien aus eigener Tasche. Der frühere HSV-Coach kommt selbst für die Gehälter des achtköpfigen Trainer- und Betreuerstabes auf. Diese Entscheidung habe der 66 Jahre alte Holländer getroffen, nachdem der Verband ihm lediglich die bereits vorhandenen Assistenztrainer zur Verfügung stellen wollte. Zu van Marwijks Team gehört auch sein Schwiegersohn und Ex-Bayern-Profi Mark von Bommel. „Das ist notwendig, weil ich keine Zeit habe. Wenn man versucht, ein Team in so kurzer Zeit zu entwickeln, brauche ich dafür Menschen, die mich kennen“, sagte van Marwijk. Er hatte die Socceroos erst im Januar übernommen. Sein Vertrag, der ihm 650.000 Euro einbringen soll, läuft nach dem Turnier in Russland (14. Juni bis 15. Juli) aus. Dann wird er weiterziehen.

    Rot? Grün? Dänemarks Mittelfeldspieler Thomas Delaney, der gerade für 20 Millionen Euro von Werder Bremen zu Borussia Dortmund gewechselt ist, leidet an Rot-Grün-Blindheit. Er hatte deshalb beim Testspiel seines Teams (rot) gegen Deutschlands Vorrundengegner Mexiko (grün) Probleme, seine Mitspieler sicher zu erkennen. Glücklicherweise dürfte er in der Gruppenphase kaum Probleme bekommen. Die Dänen spielen gegen Frankreich (blau/weiß), Australien (gelb/dunkelgrün mit dunkler Hose) und Peru (rot/weiß). Und eine Grüne Karte zeigen die Schiedsrichter bei der Fußball-WM auch nicht.


    Vizeweltmeister Argentinien ist mit dem Privatjet der Rockband Rolling Stones nach Russland geflogen. Das passt schon, nach dreimaligem Scheitern bei einer WM an Deutschland: „I can´t get no Satisfaction“. Der Verband twitterte ein kurzes Video von der Ankunft des Teams um Lionel Messi. Eigentlich hätte die Seleccion am Sonnabend ihre Generalprobe für die WM in Jerusalem gegen Israel bestreiten sollen. Die Partie wurde allerdings nach Protesten aus Palästina abgesagt.


    Züchtig bedeckt: Der Wolf trägt eine Hose - und ist damit einen wichtigen Schritt weiter als „Goleo“, das deutsche Maskottchen beim Sommermärchen 2006, das unten ohne für Stimmung sorgte. Der Wolf Zabivaka, was im Russischen so viel bedeutet wie „Der ein Tor schießt“, ist dagegen züchtig bedeckt. Mehr als eine Million Russen hatten sich bei einer Abstimmung im Internet für Zabivaka ausgesprochen. Laut Fifa soll er „Lebensfreude, Charme und Selbstsicherheit“ ausstrahlen. Das geht auch mit Hose.

    Potentaten lieben Stars. Diese Erfahrung musste auch Ägyptens Superstürmer Mohamed Salah machen. Der autoritäre tschetschenische Republikchef Ramsan Kadyrow hat die Ankunft des ägyptischen Teams in Grosny zu Eigen-PR genutzt. Der wegen seiner Gewaltherrschaft berüchtigte Kadyrow fuhr mit Salah zum Auftakttraining. „Das Stadion brach in begeisterte Schreie aus, als der ägyptische und Liverpooler Stürmer Mohamed Salah und ich erschienen“, schrieb Kadyrow in einem sozialen Netzwerk.. Ägyptens Unterbringung in Grosny ist kritisiert worden, weil Tschetschenien im Nordkaukasus eines der russischen Gebiete mit den schwersten Verstößen gegen Menschen- und Bürgerrechte ist.

    Der Rubel rollt: Von der nach wie vor guten Konjunktur beim Geschäft mit den Kickern profitieren alle Verbände, die die Qualifikation für das WM-Turnier geschafft haben. Umgerechnet etwa 344 Millionen Euro schüttet die Fifa an die 32 Teilnehmer aus. Für die Vorbereitung auf die Endrunde erhalten alle Teams jeweils 1,28 Millionen Euro. Die Teilnahme an der Gruppenphase ist mit garantierten 6,8 Millionen Euro dotiert. Wer es ins WM-Achtelfinale schafft, darf sich insgesamt über 7,6 Millionen Euro freuen. Jede Nation, die im Viertelfinale die Segeln streichen muss, darf sich mit 11,9 Millionen Euro trösten. Die unterlegenen Halbfinalisten erhalten 18,95 Millionen und der Vizeweltmeister 23,8 Millionen Euro. Dem Weltmeister wird der sportlich ohnehin wertvolle Triumph mit 32,3 Millionen Euro versüßt.