Schriftsetzer, Leiter der Stadtteilredaktionen, Gründer der Harburg-Ausgabe: Klaus Steiner sorgte dafür, dass die Harburger 1973 ihre eigene Abendblatt-Ausgabe bekamen

    Wenn dieser Mann zu erzählen beginnt, werden 60 Jahre Zeitungsgeschichte lebendig. Weil Klaus Steiner einer ist, der die Entwicklung vom Bleisatz zum Offsetdruck, von der Schreibmaschine bis zum Computer persönlich erlebt hat. Steiner,Jahrgang 1938, hat in den 1950er-Jahren in Cottbus als Schriftsetzer gelernt, als Lokaljournalist in Buxtehude und Ressortleiter in Hamburg gearbeitet, er war Chefredakteur in Lüneburg, Leiter der Hamburg Information und erster Mann der Henri-Nannen-Schule Berlin. Er kann von Zeiten erzählen, als das Abendblatt - getreu seinem Namen - zum späten Nachmittag druckfrisch ausgeliefert wurde, von schlaflosen Nächten in der Setzerei und von dem Tag, als die RAF das Verlagsgebäude von Axel Springer angriff. Das war 1972. Steiner war damals 34 Jahre alt.

    Eigentlich habe er, geboren in Nürnberg, aufgewachsen in Coburg, nie Journalist werden wollen, sagt er. „Ich wollte in die Verlagstechnik gehen, weil ich Sprachkenntnisse besaß, die weit über das normale Maß hinausgingen.“ Also beginnt er eine Setzerlehre, die er aufgrund wirtschaftlicher Notlage der Druckerei ein halbes Jahr später wieder aufgeben muss. Steiner stellt sich bei der Neuen Presse Coburg vor. Als der Chef seine Zeugnisse sieht, sagt er: „Sie sind so stark in der deutschen Sprache, sie sollten Journalist werden.“ Er bietet ihm ein Volontariat an. Das war 1959. Es sind die Kollegen, die ihn packen. Journalisten, geprägt von der Weimarer Zeit. Von seinem Chefredakteur, Peter Maslowski, einem ehemaligen Reichtagsabgeordneten, der 1933 auf der Ausbürgerungsliste der Nazis stand, lernt er das journalistische Handwerk. Und noch viel mehr. „Dass Journalisten nicht nur gut recherchieren und schreiben müssen, sondern sich auch um die Menschen kümmern, sich für ihre Belange einsetzen.“ Diese Einstellung hat ihn geprägt.

    Als er 1969 zum Abendblatt geht, kümmert er sich als Lokalredakteur um die Stadtteilredaktionen. Er mietet in der Lüneburger Straße Räume an. Am 13. Juni 1973 erscheint die erste Ausgabe der Harburger Rundschau, die zunächst noch den Namen „Hamburg Süd“ trägt. „Damals haderten die Harburger noch stark mit dem Verlust ihrer Selbstständigkeit“, erinnert er sich. „Man fühlte sich südlich der Elbe benachteiligt.“ Also macht sich Steiner zum Ziel, das Selbstbewusstsein der Harburger zu stärken. Die Zeitung begleitet die Umgestaltung der Lüneburger Straße zur Fußgängerzone, den Bau der S-Bahn und die Entstehung des Harburger Rings.

    Des Journalismus ist Klaus Steiner trotz seiner 80 Jahre nicht müde geworden. Auch wenn er zwischendurch pausieren musste. 1991 bekam er eine neue Niere. 27 Jahre arbeitet das transplantierte Organ nun ohne Probleme. Für dieses Wunder fehlen sogar Steiner, dem Sprachgenie, die Worte.