Nienstedten. Der frühere Direktor des Louis C. Jacob wagt den Sprung in die Selbstständigkeit und übernimmt das Hotel Lindner in Bad Aibling

    Es ist eine Nachricht, die sich in der Hamburger Hotelszene wie ein Lauffeuer verbreitet – und auch viele Menschen im Hamburger Westen bewegt. Jost Deitmar, rund 20 Jahre lang erfolgreicher Direktor des Luxushotels Louis C. Jacob an der Elbchaussee, wird jetzt selbst Hotelier: Er übernimmt ab sofort das Hotel Lindner im oberbayerischen Bad Aibling – zwischen dem Chiemsee und München.

    Was bislang nur Insider wussten: Deitmar hatte nach dem Aus beim Louis C. Jacob und einer kurzen Pause im vergangenen Jahr relativ schnell wieder Tritt gefasst und sich vor Kurzem mit der J. C. D. Hotelgesellschaft selbstständig gemacht. Der Schritt vom Direktor zum Betreiber eines Hotels hängt unmittelbar mit dieser Tätigkeit zusammen.

    Das Viersternehotel war 150 Jahre lang von der Inhaberfamilie Greither-Lindner geführt worden, die auch von Deitmars Hotelgesellschaft beraten wurde. „Als die Familie auf die Suche nach einem Pächter ging, habe ich signalisiert, dass ich das Projekt gerne selbst übernehmen würde“, so Deitmar gut gelaunt am Telefon. Der Vollprofi, der in den vergangenen Jahren mehrmals zum „Hotelier des Jahres“ gewählt worden war, wagt damit erstmals den Sprung in die Selbstständigkeit. Deitmar ist jetzt geschäftsführender Gesellschafter und hat 42 Mitarbeiter, die ihm direkt unterstehen. „Mir ist klar geworden, dass ich nie mehr angestellt arbeiten will“, so der 56-Jährige zum Abendblatt, „diese Zeiten sind für mich seit dem vergangenen Jahr endgültig vorbei.“

    Wie berichtet, war es 2017 zum Bruch zwischen Deitmar und dem Unternehmer Horst Rahe gekommen. Rahe hatte Deitmar im „Hamburger Abendblatt“ unter anderem vorgeworfen, Zielvorgaben nicht erfüllt zu haben und nicht in ausreichendem Maße „Diener des Hotels“ gewesen zu sein. Deitmar hatte die Vorwürfe, ebenfalls im „Hamburger Abendblatt“, gekontert und unter anderem von „rufschädigenden Äußerungen“ gesprochen. Nach Deitmars Abgang war dann im Louis C. Jacob zunächst keineswegs Ruhe eingekehrt: Sein Nachfolger Frank Wessel­hoeft verließ das Haus bereits nach sechs Monaten wieder, heute leitet Judith Fuchs-Eckhoff das Hotel, das unter anderem für seine von Max Liebermann gemalte Lindenterrasse berühmt ist.

    Nach 20-jähriger Arbeit in dem Fünfsternehotel folgte 2017 nicht nur die Trennung, sondern auch ein für Deitmar höchst unerfreuliches Verfahren vor dem Arbeitsgericht, das auch noch nicht abgeschlossen ist. Offenbar geht es dabei um eine Abfindung, auf die Deitmar aus Sicht seiner Anwälte auch weiterhin Anspruch hat.

    Die Trennung hatte Deitmar schwer zu schaffen gemacht, und lange Zeit – so sein Bekenntnis – habe er sich auch weiterhin für das Haus verantwortlich gefühlt. Wie berichtet, war der von Rahe Geschasste danach einige Wochen als Pilger unterwegs, um auf andere Gedanken zu kommen und Kraft zu schöpfen.

    Das hat offenbar gewirkt. Deitmar kündigt mit gewohntem Schwung an, das Traditionshaus in Oberbayern „auf hohem Niveau“ in die Zukunft führen zu wollen und „zum gesellschaftlichen Mittelpunkt im Chiemsee-Alpenland“ zu machen. Als ersten Schritt plant er nach eigenen Angaben, das gastronomische Konzept des Hauses zu überarbeiten. Aktuell ist er deshalb auf der Suche nach einem ambitionierten Küchenchef oder einer -chefin.

    „Ich suche Menschen, die mit mir gemeinsam die Ärmel hochkrempeln wollen“, so der 56-Jährige, „denn ich habe viele Pläne mit diesem Juwel.“ Das First-Class-Hotel Lindner, im Kern das frühere Schloss Prantshausen, verspricht seinen Gästen die Synthese aus historischem Flair und zeitgemäßem Komfort. Vergleichbares war Deitmar auch schon mit dem Louis C. Jacob gelungen.

    Seinen Wohnsitz in Hamburg will Deitmar nicht aufgeben, wie er jetzt versicherte. „Ich habe meinen Freundeskreis und mein Netzwerk in Hamburg, das wirft man nicht weg.“ Hamburg sei seine Wahlheimat, der er auch treu bleiben­ werde, so der gebürtige Münsterländer, aber nun komme mit Bad Aibling eben noch eine zweite Wahlheimat hinzu.

    Erst am vergangenen Wochenende hatte er seinen Sohn in Bremen besucht und war dann per Auto wieder in den Süden zurückgefahren. Das sei jedes Mal ein Einschnitt, sagt Deitmar, der bekennt, sich innerlich auch weiterhin dem Louis C. Jacob verbunden zu fühlen. Über die „alten Geschichten“ aus dem vergangenen Jahr möchte er aber nicht sprechen – irgendwann müsse man das auch hinter sich lassen. Eine „wichtige“ Voraussetzung für die neue Aufgabe bringe er bereits mit. „Ich bin katholisch“, scherzt Deitmar. „Und wenn ich mal das Wasser vermisse, fahre ich eben künftig einfach an den Chiemsee.“