Wenn dich ein Arzt erreichen will, bedeutet das nichts Gutes, ist sich die schwangere Sandra Schulz sicher, als sie angerufen wird wegen eines genetischen Bluttests. Und ihr Gefühl trügt nicht, ihr ungeborenes Kind hat das Down-Syndrom. „Das ganze Kind hat so viele Fehler“ ist der Titel des Buches, in dem die Autorin von der Zeit der Entscheidung in ihrer „fürchterlichen Schwangerschaft“ erzählt – für oder gegen die Geburt ihrer Tochter. Welchen Einflüssen sie und ihr Mann ausgesetzt sind, ob aus dem privaten Umfeld oder vonseiten der Ärzte. Und wie sie darauf reagiert, sich hin- und hergerissen fühlt, weil immer wieder neue Nachrichten aus der frühgeburtlichen Diagnostik sie in weitere Entscheidungsdramen stürzen.

    Die „Spiegel“-Redakteurin verhilft in einer Art Tagebuch zu nachvollziehbaren Einblicken in grundsätzliche Fragen und Erwartungen der Lebensplanung mit einem Wunschkind und lässt den Leser an ihrer eigenen Wandlung teilnehmen. Rückblickend wird sie sich selbst immer fremder, wenn sie sich betrachtet, als sie sich mit dem Für und Wider eines Schwangerschaftsabbruchs beschäftigte. „Die Geschichte einer Entscheidung aus Liebe“ ist eine ganz persönliche und Schulz sagt zum Schluss: „Ich würde mir so sehr wünschen, dass andere werdende Eltern sehen, dass wir eine ganz normale Familie mit einem behinderten Kind sind.“ (hwa)

    Sandra Schulz: Das ganze Kind hat so viele Fehler, Rowohlt, 238 Seiten, 14,99 Euro