Werkzeug aus der Eisenzeit feiert Comeback als Rasenmäher. Es gibt schon Kurse für artgerechtes Schneiden

    Beim Blatt unterscheidet man die Schneide und den Dengel. Davon abgewandt sitzen der Rücken und die Hamme. Oben auf der Hamme findet man die Warze, eine angeschmiedete Erhebung, die in ein Loch am Stiel eingreift. Alles klar, oder verstehen Sie doch eher Bahnhof? Viele Bürger im baden-württembergischen Achern wüssten wahrscheinlich, worum es geht, denn die kleine Stadt hat ein Sensen-Handwerk-Stadtmuseum. Heute geht es also um etwas Scharfes. Es scheint ganz so, als ob das archaische Werkzeug – erste ­Exemplare aus Mitteleuropa stammen aus der Eisenzeit – eine Art Comeback erlebt. Es scheint jetzt eine „Zurück zu den Wurzeln“-Bewegung zu geben. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat Teilnehmer eines Kurses besucht, die das artgerechte Sensen erlernen wollen. Viele von ihnen sind zu den Unplugged-Mähdreschern zurückgekehrt, weil sie sich über den Lärm ihrer eigenen Rasenmäher geärgert haben.

    Weil unsere Mitbürger ein Volk des organisierten Zusammenseins sind, wurde ein Sensenverein Deutschland gegründet. 120 Mitglieder soll er haben. Lehrer unterrichten das Mähen und Schärfen. Das macht man mit einem Sensenstreicher, oder man hämmert – dengelt – die Schneide wieder scharf. Auch das vorschriftsmäßige Tragen der Sense wird geübt. Nicht lässig auf der Schulter, ist zu gefährlich. „Wenn man sich umdreht, kann das Ohr des daneben Gehenden ab sein“, sagt ein Lehrer. Diesen Van-Gogh-Effekt mag man den neuen Sensenmännern und –frauen denn doch nicht zumuten.

    Dass die Talking Heads mit ihrem Film „Stop Making Sense“ 1984 den aufkommenden Trend noch unterbinden wollten, ist wohl nur ein Gerücht.