In Hamburg beginnt heute die Triennale der Photographie, eines der bedeutendsten Fotofestivals – mit einem einmaligen Abendblatt

    Hamburg wird bildmächtig – und das Hamburger Abendblatt ein einzigartiges Kunstwerk. Heute startet die 7. Triennale der Photographie, die zu den traditions- und einflussreichsten Fotofestivals Deutschlands zählt. Zu den Stars der stadtweiten Schau, an der sich alle großen Museen und zahlreiche Galerien beteiligen, gehört Anton Corbijn, einer der bestbeschäftigten Fotografen seiner Zeit. International bekannt wurde der Niederländer vor allem durch seine ikonischen Fotografien von Musikerlegenden wie Mick Jagger, Tom Waits, Johnny Rotten oder U2. Im Rahmen der Triennale­ zeigt das Bucerius Kunst Forum am Rathausmarkt unter dem Titel „The Living and the Dead“ eine umfangreiche Corbijn-Ausstellung mit 120 Werken aus 40 Jahren seines fotografischen Schaffens – und der Künstler selbst legt mit dieser Ausgabe des Hamburger Abendblatts ein exklusives zusätzliches Kunstwerk vor.

    Als Optikchef für einen Tag gestaltete Corbijn die heutige Ausgabe gemeinsam mit der Abendblatt-Fotoredaktion, dem Layout, der Chefredaktion und der Kulturredaktion. Entstanden ist eine Zeitung im Ausnahme-Look. Nahezu alle Fotos dieser Sonderedition – mit Ausnahme der Anzeigen – stammen entweder aus der aktuellen Hamburger Ausstellung oder sind frühe Arbeiten des Fotografen, der zudem als Regisseur von Kinofilmen wie „A Most Wanted Man“ und „The American“ mit George Clooney ein breites Publikum erreichte.

    Alle ausgewählten Bilder haben zumindest einen assoziativen Bezug zum Thema der Seiten, auf denen sie platziert sind. Corbijn im Selbstporträt mit Ball? Natürlich die Optik zum Artikel über die Fußballnationalmannschaft. Herbert Grönemeyer blinzelt ins Licht? Der Text erzählt von der Hitzewelle, und die Hamburg-Redaktion gibt 28 Tipps für 28 Grad. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Corbijn nie vor der Kamera – stattdessen wählte er für die Seite 3 im Politikteil ein Bild, das ihn selbst als Janis Joplin zeigt: „Politiker sind auch manchmal Schauspieler, das ist ein spielerischer Zusammenhang.“

    Den Artikel zur Sommersperrung der Linie U 1 auf der Seite 14 begleitet ein Bild der Band Joy Division, die Corbijn 1979 in einem Londoner Subway-Tunnel aufnahm. Und zur Geschichte über die Weltraummission des deutschen Astronauten Alexander Gerst kombinierte Corbijn gleich vier futuristisch anmutende Fotos der Band Kraftwerk.

    Nicht in jedem Fall erschließt sich der Zusammenhang auf den allerersten Blick, „das wäre doch ein wenig langweilig“, fand Corbijn. Manchmal allerdings war die Auswahl geradezu zwingend: Die Schwarz-Weiß-Aufnahme einer (Männer-)Hand illustriert einen Artikel über das Hamburger Handwerk im Wirtschaftsteil, und Dave Gahan, Sänger der Band Depeche Mode, für die Corbijn mittlerweile auch Bühnenbilder kreiert, steht im Lokalteil gewissermaßen Pate für eine Geschichte über Zöllner, die ­bevorzugt Sozialwohnungen erhalten sollen. Wer genau hinschaut, erkennt natürlich sofort, wo Gahans Aufnahme entstanden ist: auf St. Pauli. Stille Bilder der bislang nie publizierten Serie „Cemeteries“, die ebenfalls im Bucerius Kunst Forum zu sehen sind, ergänzen das Portfolio.

    Dieses Abendblatt ist eine Sammlerausgabe, in seiner Gestaltung ein Unikat. Wem es gefällt, der kann sich ganze Zeitungsseiten rahmen. Alle anderen halten morgen, selbstverständlich, eine gewohnte Ausgabe in den Händen.