Die ganze Welt des Fußballs in einem Panini-Sammelalbum. In der Stadt grassiert das Sammelfieber

    Die Inflation, so erzählen uns die Großstatistiker allmonatlich, sei fast ausgestorben. Kaum noch messbar wie der Niederschlag im Hamburger Mai, verschollen wie das Volk in der Partei, verschwunden wie der HSV aus Liga 1. Die Preise in Europa sind stabil!

    Und dann das: Die Panini-Fußballbilder, die zu jeder Weltmeisterschaft fast jeden Träger eines y-Chromosoms in den Bann ziehen, sind gleich um 50 Prozent teurer geworden. Die Tütchen mit fünf klebenden Kicker-Konterfeis kosten nun 90 Cent – bei der WM in Brasilien waren die bunten Bilder noch für 60 Cent zu haben. Aber mit Männern, Fans und Sammlern in einer Person kann man das ja machen. Wir sind dankbare und zahlungsbereite Opfer: Auch im 21. Jahrhundert verwandelt sich der moderne Mann im Frühsommer einer WM in einen Jäger und Sammler.

    Immerhin kann man dem ganz großen Tütchenwucher, der den Fifa-Funktionären die Taschen noch weiter füllen soll, ein Schnäppchen schlagen. In der heutigen „Sharing Economy“ ist Tauschen das neue Kaufen. Keine Macht für Doppelte! Bild um Bild, Kopf um Kopf, Glitzi um Glitzi.

    Auf den Schulhöfen, Flohmärkten und offiziellen Börsen grassiert das Tauschfieber. Wo sonst darf man das kleine Island gegen Russland tauschen, ohne diplomatische Verwicklungen zu fürchten? Wo wechseln deutsche und türkische Spieler in Sekunden unkommentiert die Seiten? Wo fährt Mario Götze einfach mit zur Fußball-Weltmeisterschaft? Und wo ist es um Italiener und Holländer auffallend ruhig? Genau, in den Panini-Sammelalben.

    In dieser heilen Welt stört auch ein bisschen Hyperinflation nicht.