Rust.

Am Sonntag wirkt Deutschlands größter Freizeitpark, als sei nichts geschehen. Bis zum Mittag strömen 15.000 Menschen auf das 100 Hektar große Gelände, fahren Achterbahn und besuchen die Unterhaltungsshows, während die ARD live aus Rust die Musiksendung „Immer wieder sonntags“ überträgt. Dabei ist der Europa-Park bei Freiburg am Vorabend einer Katastrophe entgangen. Bei einem Großfeuer wurden sieben Feuerwehrleute verletzt, mehrere Attraktionen gingen in Flammen auf.

Der Betreiber spricht von einem Millionenschaden. Genau zu beziffern sei dieser aber noch nicht, sagte eine Sprecherin des Parks. Die Ursache für das verheerende Feuer am Sonnabendabend war am Sonntag weiter unklar. Der Brand war kurz nach 18 Uhr entdeckt worden. Der Park, in dem sich zu diesem Zeitpunkt etwa 25.000 Besucher aufhielten, wurde evakuiert. Laut Polizei haben sie sich tadellos verhalten. 500 Rettungskräfte waren im Einsatz. Sieben Feuerwehrleute zogen sich Rauchvergiftungen zu.

Womöglich ist das Feuer in einer Lagerhalle ausgebrochen. Über dem Gebäude stieg dichter Rauch auf, an mehreren Seiten drangen Flammen aus der Halle. Es dauerte nicht lange, bis auch Fahrgeschäfte brannten. Vor allem „Skandinavien“ und „Holland“ – der Park ist in 18 landestypisch gestaltete Regionalbereiche aufgeteilt – wurden in Mitleidenschaft gezogen. Eine Attraktion, in der Besucher Bootsfahrten machen konnten („Die Piraten von Batavia“), brannte nieder. Es dauerte Stunden, bis das Feuer unter Kontrolle war. Die Arbeiten dauerten die ganze Nacht. „Gott sei Dank wurde niemand schwerer verletzt und alle Einsatzkräfte, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, konnten dieses inzwischen wieder verlassen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Schlagersängerinwird Zeugin

Eine, die das Inferno aus der Nähe erlebt hat, ist die Schlagersängerin Beatrice Egli. Die 29-Jährige war im Park, um für „Immer wieder sonntags“ zu proben, als sie die Rauchsäule bemerkte. Aufgeregt griff sie zum Handy, veröffentlichte auf Instagram Fotos der Szenerie und schrieb: „Feuer im Europa Park!!“ ARD-Moderator Stefan Mross (42) sprach am Sonntag von einer sehr langen „Schrecksekunde“. „An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Einsatzkräften bedanken, bei allen Helfern des Europa-Parks“, so Mross bei der Begrüßung des Publikums.

Von den rund 100 Attraktionen des Parks seien drei zerstört worden, sagte die Unternehmenssprecherin. „Wir hoffen, dass wir die nicht nutzbaren Bereiche wie etwa das ,Fjord Rafting‘ bald wieder öffnen können.“ Rabatte für Besucher gebe es indes nicht. Die Einschränkungen seien vergleichsweise gering, in diesem Umfang kämen sie auch bei Wartungsarbeiten vor. Der Europa-Park sprach am Sonntag von „Business as usual“ – also einem ganz normalen Tag. Die großen Achterbahnen seien in Betrieb, auch alle Shows liefen wie gewohnt. Nur um die Brandstelle herum bemerkten Besucher noch Brandgeruch. Beamte der Kriminaltechnik nahmen derweil Ermittlungen auf, um die Brandursache zu klären.

Es war nicht das erste Feuer in einem deutschen Freizeitpark. So kam es 1996 im Phantasialand bei Köln durch einen Funkenflug zu einem verhängnisvollen Feuer an einer Achterbahn, bei dem fünf Arbeiter verletzt wurden und ein Sachschaden in Millionenhöhe entstand. Im Europa-Park war im März beim Bau eines neuen Wasserparks ein Arbeiter bei einem Zwölf-Meter-Sturz vom Gerüst verletzt worden.

Der Europa-Park sollte seinem Gründer Franz Mack zunächst als Ausstellungsfläche dienen – einem Produzenten von Freizeitparkattraktionen. Die Idee dazu hatten Mack und sein Sohn während einer USA-Reise. Den Namen wählten sie in Anlehnung an ein badisches Gewässer: den Europasee. Macks Nachkommen, die heutigen Betreiber des 1975 eröffneten Areals, rechnen in diesem Jahr mit mehr als 5,6 Millionen Besuchern, ähnlich wie im Vorjahr.