... und zwar mit uns selbst. Ein Psychotherapeut der Uni Göttingen sagt, warum Selbstgespräche nützlich sind

    Wenn Ihr Sitznachbar oder Ihre Sitznachbarin in Bus oder Bahn leise vor sich hin brabbelt, wird man das einigermaßen tolerant erdulden. Irgendwann werden Sie aber wohl auch denken: Dieser Mensch hat eine Meise. Diese Annahme haben Forscher jetzt als Küchenpsychologie entlarvt. Selbstgespräche oder Autokommunikation – dieser Begriff muss aus der Zeit vor dem Abgasskandal stammen – seien nämlich extrem nützlich.

    96 Prozent der Bevölkerung reden gelegentlich mit sich selbst. Der Psychotherapeut Dirk Wedekind von der Universität Göttingen sagte dem Sender ntv: „Unsere Gedanken sind nicht strukturiert.“ Ein Selbstgespräch kann helfen, sie klarer zu fassen. Im Sport gilt Autokommunikation als erlaubtes Mittel zur Leistungssteigerung. Also: „Du schaffst das“ anstatt anaboler Steroide. Ein Fußballer, glaubt Wedekind, könne sich beim Elfmeter leise vorsagen: „Du schießt jetzt rechts oben in die Ecke.“ Machen die das jetzt so? Wenn das stimmt, habe ich schon viele Elfmeter gesehen, bei denen der Schütze nicht mit sich gesprochen hatte.

    US-Forscher Adam Winsler hat herausgefunden, wie wichtig Selbstgespräche für Kinder sind. „Sie lernen, Gegenstände zu benennen und probieren die Aussprache aus.“ Wahrscheinlich beginnt danach die „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“-Phase. Irgendwann würden sie ihre Gedanken ganz für sich behalten. Oder sie lernen es nie, werden Präsident und twittern unstrukturierten Unsinn. Anstatt „despite­ the constant press covfefe“ zu schreiben, hätte der kleine Donald sich das doch erst einmal halblaut vorsagen können. Aber vielleicht hört er sich selbst schon nicht mehr zu.