Wedel/Rissen. Millionen-Investition: Nahe dem Klövensteen soll ein landwirtschaftlicher Betrieb der Extraklasse samt Forschung entstehen

    Die Früchte seiner Arbeit werden die Generationen nach ihm ernten. Dessen ist sich Henning Breimann durchaus bewusst. „Dieses Projekt ist enkeltauglich“, sagt er dann auch. Doch das hält den Rissener Landschaftsarchitekten nicht davon ab, in Wedel kurz hinter der Hamburger Grenze sein Zukunftsprojekt voranzutreiben. Zusammen mit zahlreichen Partnern möchte Breimann aus dem ehemaligen Gestüt Haidehof einen Vorzeigehof der Extraklasse machen.

    Die Idee: „Hier soll ein Betrieb entstehen, der ein Gegenentwurf zur industrialisierten Landwirtschaft darstellt“, so Breimann. Das Besondere dabei ist, dass Breimann und seine Partner davon überzeugt sind, dass ihr Biohof den Beweis antreten kann, dass man auch mit dieser Form der Bewirtschaftung sehr wohl Geld verdienen kann. Sprich: Das Projekt ist ambitioniert.

    Allerdings ist es von langer Hand vorbereitet. „Das Konzept gibt es bereits seit Jahren. Wir haben immer nur nach solch einem Ort gesucht“, erklärt Breimann, Chef des Hamburger Büros Breimann&Cie. Denn gewünscht war ein stadtnaher Betrieb, der zudem die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Das Gut Haidehof nahe dem Wildtiergehege ist die ideale Lösung. 2013 erwarben die Partner Hof und Grundstück in Form einer eigens gegründeten GmbH & Co. KG. Vor Kurzem gingen sie mit ihren Plänen dann an die Öffentlichkeit.

    Im Wedeler Planungsausschuss stellten sie den Kommunalpolitikern das Projekt in seinen zahlreichen Facetten vor. Das ist nötig, denn für den geplanten umfangreichen Umbau braucht es aufgrund der Lage im Außenbereich die Genehmigung der Stadt. Das durchweg positive Feedback der Wedeler Parteien gibt Breimann und seinen Partnern aber Grund zur Hoffnung, dass sie ihr Konzept in den kommenden Jahren in die Tat umsetzen können.

    Das ist geplant: In verschiedenen Bauabschnitten soll das Gestüt bis voraussichtlich 2022 in den Vorzeigebetrieb mit bis zu 50 Mitarbeitern umgebaut werden. Dabei handelt es sich um eine Millionen-Euro-Investition, die Breimann aber nicht näher beziffern möchte. Mehrere alte Gebäude würden Neubauten mit insgesamt 4900 Quadratmeter Fläche sowie Gewächshäusern mit einer Fläche von 2500 Quadratmetern weichen. Erhalten bliebe lediglich die bisherige Festscheune, die zuletzt vor allem für Hochzeiten vermietet wurde. Dabei handelt es sich um den alten Teil des Hofes von 1904, der unter Denkmalschutz steht.

    Die Scheune soll im ersten von drei Bauabschnitten saniert und in eine Multifunktionshalle umgebaut werden, wie der beauftragte Architekt Heiner Limbrock erläutert. Sie soll zukünftig Ausstellungs- und Lagerflächen, eine Hofbrennerei, eine Versuchsküche sowie die Hofverwaltung beherbergen. In dem Gebäude soll zudem die Bienenküche untergebracht werden. Hier würde der Honig verarbeitet und verkauft, der auf den Feldern des Hofes produziert werden soll. Dafür wurde eigens ein Forschungsfeld samt Dronenflugschneisen angelegt. Ziel ist es, herauszufinden, auf was die Bienen fliegen, und so den sensiblen und wichtigen Tieren ein möglichst perfektes Umfeld zu schaffen, wie Breimann bei einem Besuch vor Ort erläutert. Derzeit leben sieben Testvölker auf dem Hof, zukünftig sollen bis zu 100 Völker angesiedelt werden. Damit das möglich ist, müssen die Nahrungsquellen optimiert werden.

    Außer Honig sollen auch Lebensmittel wie Fleisch und Gemüse produziert und vertrieben werden. Dabei setzen die Macher insbesondere auf alte Sorten und Tierarten. Außerdem verrät Breimann, dass in Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg auf dem Haidehof die Rissener Moorschnucke gezüchtet werden soll. Ziel ist es, die Tiere als Pflegehelfer im Moor einzusetzen.

    Innovativ soll es auch in den Gewächshäusern zugehen. Zusammen mit der Baumschule Lorenz von Ehren könnte im geplanten Klimagarten an grünen Zukunftslösungen geforscht werden. So geht es um die Frage, welche Bäume und Pflanzen beispielsweise den veränderten Wetterbedingungen am besten trotzen. „Aufgrund des Klimawandels stehen wir vor enormen Herausforderungen“, erklärt Landschaftsarchitekt Breimann.

    Doch auf dem Hof soll es nicht nur tierisch brummen und soll nicht nur geforscht werden. Die Idee ist es, viermal im Jahr auch regionale Märkte zu veranstalten. 156 Pkw-Stellplätze sowie viele Fahrradbügel sind daher für Besucher und Mitarbeiter vorgesehen. Da Breimann um die Sorgen der Anwohner ahnt, wurde bereits ein Verkehrsgutachten erstellt. Der Lieferverkehr soll demnach über Wedel, die Besucherströme sollen gleichmäßig über Routen in Rissen und Wedel fließen.

    Das Verkehrsgutachten und das Konzept liegen nun im Wedeler Rathaus. Dort muss über die Genehmigung entschieden werden. Läuft es gut, könnte es mit dem ersten Bauabschnitt im Sommer losgehen.