Jeder Tag im Leben von Anaisio ­Guedes (42) beginnt und endet auf dem Hamburger Flughafen. Hier steht der gebürtige Brasilianer, den es 1997 der Liebe wegen in die Hansestadt verschlug, in Deutschlands erster Flughafen-Galerie.

    Guedes hat die Arte Gallery erst vor gut einem Jahr eröffnet. Er ist der einzige Mitarbeiter. Die Arbeitswoche des Betriebswirts reicht von Sonntag bis Sonntag. Gutes Personal sei schwer zu finden, sagt er. Und so steht der Inhaber selbst täglich von 10 bis 19 Uhr in seinem Verkaufsraum zwischen Terminal 1 und 2. „Man muss das lieben“, sagt er.

    Froh ist der stets formvollendet gekleidete Kunstliebhaber („Nein, einen Jogginganzug besitze ich nicht!“), dass er mit Frau und Kind in Groß Borstel eine Wohnung in der Nähe seines Arbeitsplatzes gefunden hat. Lediglich vier Kilometer Luftlinie trennen ihn von der Familie. Seine vier Jahre alte Tochter bringt er morgens zur Kita und abends zu Bett. Seine Frau stärke ihm den Rücken, sagt er.

    Mit der Galerie auf dem Flughafen hat er sich einen Traum erfüllt. Und wo es gerade um Träume geht: Wohin könnte seine nächste Flugreise führen? „Portugal!“, sagt Guedes. „Ist näher als Brasilien.“ Im Land des Fado fühle er sich heimisch. Zudem verkaufe er für viele Künstler von dort.

    Noch näher, aber mit seinem Terminkalender kaum vereinbar sind die geliebten portugiesischen Cafés im Grindelviertel. Es fehlt die Zeit. Aber so ist das manchmal, wenn jemand seinen Traum lebt.

    Seite 18 Wer kauft denn Kunst am Flughafen?