Mit der Hamburgerin Claudia Rieschel hat am 18.5. „Wir sind die Neuen“ in der Komödie Winterhude Premiere. Vorlage ist der Kinoerfolg über zwei WG

    Draußen, gleich neben der Kasse, steht ein altes Damenfahrrad. Es gehört Claudia Rieschel. Dieses ins Foyer der Komödie Winterhuder Fährhaus mitzunehmen, um es vor einem möglichen Diebstahl zu schützen, wäre wohl doch zu viel des Guten. Und das, obwohl sich Claudia Rieschel in der Komödie fast wie zu Hause fühlen kann.

    „Viel Spaß beim Einziehen!“, wünscht die Hamburger Schauspielerin auf dem Weg ins kleine hintere Foyer scherzhaft ihrer Kollegin Annalena Müller. Die aus Hessen kommende Jung-Mimin spielt erstmals in Winterhude, für die erfahrene Rieschel ist es bereits das fünfte Engagement im Fährhaus, zuletzt 2012 „In jeder Beziehung“ (mit Jochen Busse). In „Wir sind die Neuen“ – Premiere: 18. Mai – treffen die beiden Schauspielerinnen als Mitglieder zweier konträrer Dreier-WG aufeinander: unten die Alten, oben die Jungen. Die Bühnenfassung basiert auf Ralf Westhoffs gleichnamigen Kinoerfolg, den 2014 fast 900.000 Kinobesucher gesehen hatten. Darunter auch Claudia Rieschel: „Ich habe den Film sehr geliebt, er hat einen subtilen Humor.“

    Gründlich wie Claudia Rieschel ist, hat sie auch Westhoffs Drehbuch gelesen

    Umso mehr freute sie sich, als sie gut zwei Jahre später eine E-Mail-Anfrage von Martin Woelffer bekam, dem Direktor der Komödie und Theater am Kurfürstendamm. Da fuhr die vielbeschäftigte Fernseh- und Theaterschauspielerin, auch als Schwiegermutter in spe aus der Serie „Pastewka“ (früher Sat.1./nun Amazon Prime Video) bekannt, gerade auf dem ZDF-„Traumschiff“ von Chile nach Peru. Ohne die Bühnenfassung zu kennen, sagte Claudia Rieschel zu.

    „Adaptionen von Filmen oder Romanen sind immer schwierig, aber ich denke, wir haben einen guten Weg gefunden“, meint sie. Auch dank Martin Woelffers Bearbeitung, die im Vorjahr in Berlin entstand und dort Premiere gefeiert hat. An Westhoffs Dialogen gebe es nichts zu deuteln, sagt Rieschel. Sie muss es wissen: Gründlich wie die Hamburgerin ist, hat sie auch Westhoffs Drehbuch gelesen. Dessen freche Großstadt-Kinokomödie „Shoppen“ übers Speeddating hatte vor Jahren übrigens ebenfalls auf dem Winterhuder Spielplan gestanden.

    In „Wir sind die Neuen“ spielt Rieschel die einst experimentierfreudige Biologin Anne. Sie tritt im Stück auch aus ihrer Rolle heraus, um den Theaterbesuchern etwa die Ausgangslage zu erklären. Anne lässt – auch aus finanzieller Not – mit ihren beiden Ex-68er-Kommilitonen Eddi und Johannes ihre früheren Hippie-WG wiederaufleben. „Wir müssen auch ein bisschen tanzen und sind recht schnell aus der Puste“, erzählt Rieschel lachend. „Born To Be Wild“ kommt indes bei den drei stressgeplagten und karrierefixierten Studenten nicht so gut an, weil die sich von den feiernden, rauchenden und diskutierenden Alten als neue Nachbarn gestört fühlen. Jung-Spießer.

    Ein Generationenkonflikt? Claudia Rieschel versteht auch die Lage der anderen: „Junge Leute stehen heute extrem unter Druck. Das geht ja schon in der Schule los und setzt sich an der Uni fort“, sagt sie. Da hatten es ihre Altersgenossen und sie leichter. „Ich bin ja seit zwei Jahren selbst im Rentenalter und bin glück­licher Single.“ Da noch mal wie Anne im Stück eine WG gründen? „Wir haben ja alle unsere Marotten“, sinniert sie schmunzelnd. Wichtiger sei, dass man gut vernetzt sei – wie sie selbst. Sowie möbliert und mobil. Deshalb kommt Claudia Rieschel bis Mitte Juli sechs Tage pro Woche gern aus ihrer eigenen Wohnung in Rotherbaum in die Komödie Winterhude. Per Fahrrad. Und sei es noch so alt.

    „Wir sind die Neuen“ Premiere Fr 18.5., 19.30, bis 15.7. täglich außer Mo, Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstr. 13, Karten zu 16,54 bis 43,74 in der HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; www.komoedie-hamburg.de