Die Komödie „Wohne lieber ungewöhnlich“ ist ermüdend und geht über die schönen Momente schnell hinweg

    Er glaube nicht mehr daran, sagt der 13-jährige Bastien (Teilo Azaïs) aus dem Off, während die Kamera ihn als Ringträger bei einer Hochzeit zeigt. Er weiß, wovon er spricht: Die Hochzeit, bei der er gerade assistiert, ist für seine Mutter (Julie Gayet) bereits die dritte. Auch ihr Bräutigam (Lucien Jean-Baptiste) war schon mal verheiratet. Und da aus allen Verbindungen Kinder hervorgingen, ist Bastien mit sechs Halbgeschwistern gesegnet, die nun durch Paris ziehen, um Zeit mit den diversen Elternteilen zu verbringen.

    Verschärft wird die Situation noch, weil es bei Bastiens Tante (Julie Depardieu) ganz ähnlich aussieht und noch ein paar Cousins dazukommen. Kein Wunder also, dass Bastiens Oma es aufgegeben hat, den Überblick zu behalten. Dem Zuschauer geht es bereits nach fünf Minuten ähnlich.

    Gestresst vom ständigen Wohnungswechsel fasst Bastien den Plan, die Rollen zu wechseln: Fortan will er mit seinen Geschwistern und Cousinen eine Wohnung teilen, in der tageweise die jeweiligen Eltern übernachten. Weil er fürchtet, die Erwachsenen nur schwer überzeugen zu können, initiieren die Kinder das Ganze erst mal heimlich. Sie brechen ins Appartement einer gerade verstorbenen Oma ein und können für ein paar Tage allen Eltern weismachen, immer beim anderen zu sein. Dann fliegt der Schwindel auf.

    Einerseits ist es angenehm, dass Ga­briel Julien-Laferrières Film das Thema Patchwork-Familie mit komödiantischer Turbulenz angeht. Andererseits ermüdet die mit Badeschaum-Schlachten, Kindergekicher und Erwachsenen-Slapstick auch schnell. Über die eigentlich schönen Momente, die in der neuen Wohnsituation unter den Kindern und unter den Erwachsenen entstehen, geht der Film zu schnell hinweg. Und mit den für jede Familie doch stets wichtigen finanziellen Fragen wird genauso verfahren.

    „Wohne lieber ungewöhnlich“ F 2016, 94 Min., o.A., R: Gabriel Julien-Laferrière, D: Julie Gayet, Thierry Neuvic, Julie Depardieu, täglich im Koralle, Passage, UCI Othmarschen-Park; www.wohne-lieber-ungewoehnlich.de