Hamburg. Wie Mieter ohne Wissen der Hauseigentümer ihre Zimmer im Internet anbieten und für Übernachtungen abkassieren

Hamburger Mieter nutzen zunehmend die Attraktivität der Hansestadt für Studenten, Berufseinsteiger und Touristen aus. Sie bieten ihre Wohnungen oft ohne Wissen ihres Vermieters auf Internetplattformen an. In einem dem Abendblatt vorliegenden Fall vermietet der Mieter einer günstigen Vierzimmerwohnung der Saga einzelne Zimmer für bis zu 650 Euro an Untermieter. Mindestens zehn ehemalige Untermieter warten seit Monaten vergebens auf die Rückzahlung ihrer Kaution.

2016 stellten die Bezirke bei 1143 Kontrollen 531 Verstöße fest, darunter 94 illegale Ferienwohnungen. Das Hamburgische Wohnraumschutzgesetz knüpft eine Weitervermietung auch bei Erlaubnis des Eigentümers an strenge Regeln.

Auch Wohnungsgenossenschaften klagen über die Zweckentfremdung von Wohnraum. „Für uns ist diese Art von Untervermietung kein Kavaliersdelikt, sondern ein genossenschaftsschädigendes Verhalten“, sagt Monika Böhm, Vorsitzende des Arbeitskreises Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften: „Daher können wir es nicht dulden, wenn einzelne Mitglieder mit den günstigen Wohnungen ein Geschäft für sich selbst machen.“ Entsprechend scharf gehe man juristisch in diesen Fällen vor.

Auch Torsten Flomm, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbands, kritisiert: „Viele Mieter glauben, dass sie mit ihrer Wohnung machen können, was sie wollen.“

Der Hamburger Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sieht in den Plattformen wie Airbnb, über die Privatleute Zimmer an Touristen vermieten, ein „sehr großes Problem“: „Der Wettbewerb auf dem Übernachtungsmarkt wird nicht fair geführt, da Airbnb-Vermieter viele zum Teil kostenintensive Auflagen, die wir etwa in Sachen Brandschutz, Hygiene und Meldepflicht beachten müssen, einfach ignorieren können“, klagt Präsident Franz Klein. Er fordert „viel schärfere Kontrollen“ seitens der Stadt angesichts der „tausendfachen Zweckentfremdung von ohnehin knappem Wohnraum“. Durch Wohnviertel würden jedes Wochenende „ganze Horden von Touristen mit Rollkoffern streifen, obwohl es dort gar keine Hotels gibt“.

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