Im Jahr 854 erfand ein Mönch in der Eifel die Mai-Bowle. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie uns

Es gehört zu den großen Geheimnissen, warum die Natur uns verführerisch Lustbarkeiten vor die Nase setzt, um uns am Ende doch nur wieder mit Kopfschmerzen dafür zu bestrafen. Der Waldmeister, unseren Vorfahren als Wohlriechendes Labkraut geläufig, gehört zweifellos in diese Kategorie. Wenn der Frühling richtig loslegt, hat das zarte Pflänzchen mit den vier weißen Blättern in der kleinen Krone Hochsaison. Der Mai ist gekommen, der Waldmeister schlägt aus.

In schattigen Buchen-, Eichen- und Birkenhainen fühlt er sich pudelwohl. Und wenn er anfängt zu welken oder trocken zu werden – in gepflücktem Zustand schon über Nacht –, dann betört er uns mit einem Duft, den wir aus dem schrecklich grünen Wackelpudding kennen oder jetzt in der Maibowle zu schätzen wissen.

Ein frühes Rezept dafür ist uns vom Benediktinermönch Wandalbertus aus dem Eifelort Prüm überliefert, der im Jahre 854 einen „Maiwein“ ausschenkte – natürlich nicht zum reinen Vergnügen, wie die genauere Beschreibung „Medizinisches Getränk“ erkennen lässt, vielmehr zur Stärkung von Herz und Leber. Die euphorisierende Wirkung wussten zeitgleich die Wikinger zu schätzen. Sie würzten deshalb ihr Bier mit Waldmeister, so, wie man es noch heute in der Berliner Weißen findet. Der mit der Waldmeisterbowle eng verwandte dicke Kopf lässt sich bei sachgerechter Verwendung aber einfach vermeiden. Schuld hat nämlich der Inhaltsstoff Cumarin, der einerseits für das typische Waldmeister­aroma sorgt, andererseits in großer Menge gesundheitsschädlich ist. Deshalb sollen pro Liter Bowle nur drei bis fünf Gramm des Krautes untergemischt werden. Folgen trotzdem Kopfschmerz und Übelkeit, liegt das nicht an den Blättern. Vielleicht war im letzten Glas nur ein Hauch Alkohol zu viel.