Im Drama „Gutland“ sieht man Hauptdarsteller Frederick Lau von einer ungewohnten Seite

Wo er aufgewachsen sei, wird Jens (Frederick Lau) irgendwann gefragt. „Karlsruhe“, nuschelt er. Ihn hat es aufs Land nach Luxemburg verschlagen. „Ein Großstadtjunge“, sagt sein Gegenüber. Der Vergleich sagt etwas aus über die Gegend, in der der luxemburgische Regisseur Govinda Van Maele sein Spielfilmdebüt spielen lässt. Felder, Bauernhäuser, Wald: Karlsruhe erscheint als Großstadt.

Mit einer Tasche voller Geld kam Jens hierher und fragte nach Arbeit. Die Landbewohner lehnten ihn ab – wer in der Erntezeit fragt, kann es nicht ernst meinen. Dann lernt Jens die forsche Lucy (Vicky Krieps) kennen, die ihn in ihr Bett einlädt. Jens findet im älteren Jos (Marco Lorenzini) einen Schutzpatron, der ihm einen Job besorgt und dafür nur eines haben will: dass Jens im Blasorchester mitspielt. Jens kann keine Noten lesen, aber Jos meint, das könne man lernen.

„Gutland“ ist eine neue, frische Variante vom Thema des Fremden, der in eine alteingesessene Gemeinschaft kommt. Van Maele filmt in so ruhigen, langen Einstellungen den arbeitsamen Alltag der Luxemburger Provinz, dass die Bilder zweideutig werden. Der ungewohnt entspannt aufspielende Lau darf hier aus seinem Rollenfach des Soziopathen ausbrechen und selbstbewusst einen Mann spielen, der sich verführen lässt. Ob zum Guten oder zum Schlechten, muss jeder für sich entscheiden.

„Gutland“ Lux/B/D 2017, 107 Min.,ab 16 J.,
R: Govinda van Maele, D: Frederick Lau, Vicky Krieps, täglich im Abaton; www.gutlandfilm.com