Das Drama „Eleanor & Colette“ überrascht nicht, gefällt aber

Bis hin zu den Fotografien im Abspann, die wie üblich die realen Vorbilder dieser „wahren Geschichte“ zeigen, gibt es nichts, aber auch gar nichts, was in „Eleanor & Colette“ überrascht. Der Film berührt trotzdem, denn das konventionelle Erzählen hat seine Vorteile. Hier räumt es sozusagen den Blick frei für die beiden starken Frauen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen.

Das sind: Eleanor (Helena Bonham Carter), eine mit Schizophrenie diagnostizierte Psychiatrie-Patientin, die durch Zwangsmedikation misshandelt wurde, und Colette (Hilary Swank). Die Rechtsanwältin nimmt sich ihres Falles an und erwirkt ein Gesetzurteil für Psychia­triepatienten und ihr Recht auf Selbstbestimmung bei der Behandlung.

Das „gute Ende“ ist hier kein Spoiler: Wenn Eleanor & Colette verloren hätten, gäbe es den Film nicht. Der dänische Regie-Routinier Bille August, der einst für „Pelle, der Eroberer“ den Oscar gewann, und in den 90er-Jahren mit Literaturverfilmungen wie „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ und „Geisterhaus“ bekannt wurde, setzt hier weise den Fokus weniger auf die Gerichts­szenen als vielmehr auf die Beziehung der zwei ungleichen Frauen. Zu Anfang ist die Rechtsanwältin die Nachsichtige und Überlegene, die heimlich mit den Augen rollt, wenn die temperamentvolle Eleanor zu viel Zeit beansprucht. Nach und nach – und das ist ganz der feinen Arbeit beider Darstellerinnen zu verdanken – bekommt ihre Freundschaft eine Wärme, die mehr auf Gegenseitigkeit beruht. Mehr als ein Beitrag über Patientenrechte ist „Eleanor & Colette“ schließlich ein Film über die Universalität von Freundschaft.

Mitproduziert wurde der Film von der Kölnerin Anita Elsani.

„Eleanor & Colette“ D/B 2017, 115 Min., ab 12 J., R: Bille August, D: Helena Bonham Carter, Hilary Swank, Jeffrey Tambor, täglich im Koralle, Passage; http://eleanorundcolette-derfilm.de/