Erfurt.

Ein ungewöhnlicher Todesfall rührt Mitarbeiter und Besucher des Erfurter Zoos. Es geht um eine Berberlöwin namens Ribat, die am Mittwochmittag in ihrem Gehege verstorben ist – offenbar hat ein anderer Löwe das Tier erstickt, um die schwerkranke Artgenossin von ihrem Leid zu erlösen. Fest steht: Ribat starb, weil der junge Angolalöwe Bagani minutenlang Druck auf ihren Kehlkopf ausübte. Das „ungewöhnliche Verhalten“ Baganis kann sich Zoodirektorin Sabine Merz derzeit nur mit einem „Akt der Erlösung“ erklären.

„Aufgrund ihrer Nierenerkrankung muss Ribat exorbitant aus dem Maul gerochen haben“, sagt Merz. Bagani habe daher noch vor den Pflegern Ribats nahes Nierenversagen geahnt und die Qualen der 14 Jahre alten Löwin beendet. Zufällig trafen bei der Zootierärztin kurz nach Ribats Tod neue Laborergebnisse der Löwin ein. „Ribat war ­innerlich vergiftet“, sagt Merz. „Die Niere ist bei Katzen das schwächste Organ.“

Bagani näherte sich der Löwin, die gerade auf einer Plattform im Außengehege lag. Nach mehreren Attacken drehte sich Ribat auf den Rücken. „Ein Zeichen der Unterwerfung“, erläutert Raubtierpflegerin Sabine Fuß. Dann schien es, als beiße Bagani der Löwin in den Hals. Minutenlang verharrte er in dieser Stellung. Später zeigte Ribats Kadaver weder Blut noch Bissspuren.

„Das Erlösen ist nicht nur ein menschliches Konzept“, meint die Zoodirektorin Merz, die zahlreiche Tierbeobachtungen in Afrika durchgeführt hat. „Auch in der Wildnis gibt es den Gnadentod.“