Hamburg. Beschimpfungen, Drohungen, Angriffe: Zahl der Übergriffe stieg 2017 um acht Prozent auf 1852 Fälle

Die Zahl der Übergriffe auf Mitarbeiter der Hamburger Behörden ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Wurden 2016 noch 1716 Übergriffe verzeichnet, waren es 2017 schon 1852 – knapp acht Prozent mehr und damit der höchste Wert im vergangenen Jahrzehnt. Das geht aus einem noch unveröffentlichten Bericht des Personalamts der Stadt hervor, der dem Abendblatt vorliegt.

In 1085 dieser Fälle (2016: 1038) blieb es bei Beschimpfungen oder Beleidigungen. Doch immer häufiger geht es auch darüber hinaus: Die Zahl der Drohungen gegen Mitarbeiter „mittels Worten oder Gesten“ stieg von 397 auf 490, die der Drohungen „mittels Gegenständen“ von 22 auf 33, die mit Waffen von sechs auf elf. Deutlich häufiger, nämlich 373- statt 287-mal, haben die Behörden Strafanzeige erstattet.

Die mit Abstand meisten Übergriffe gab es auf die Mitarbeiter der sieben Bezirksämter: 585 Übergriffe. Ein Großteil davon dürfte auf die Kundenzentren zurückgehen. 425 Übergriffe ereigneten sich in den 18 Hamburger Jobcentern. In den Gefängnissen und der Untersuchungshaftanstalt ist die Zahl der Übergriffe von 113 auf 157 angestiegen. Bei 46 der Fälle kam es zu Gewalt – ein negativer Spitzenwert aller Behörden. Sprunghaft angestiegen (19 auf 155 Fälle) sind die Übergriffe im unter anderem für Ausländerangelegenheiten zuständigen Einwohnerzentralamt.

102 Übergriffe meldete die Polizei, wobei die weit höhere Zahl an Attacken auf Polizeibeamte nicht mitgezählt werden, weil es dafür eine eigene Statistik gibt. Die Zahl der Übergriffe auf Feuerwehrleute stieg von 59 auf 77, wobei allein in 41 Fällen körperliche Gewalt im Spiel war, darunter in sechs Fällen sogar „mit Gegenständen“. Viele Übergriffe gab es im Landesbetrieb Verkehr (Zulassungsstellen, 77), an der Universität (63), in den Finanzämtern (32) und bei den Amtsgerichten (24).

Die Gewerkschaft Ver.di ist angesichts der Zahlen alarmiert: „Die erneut gestiegenen Zahlen der Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Hamburg sind ein eindeutiges Warnzeichen“, sagte Sieglinde Frieß, Fachbereichsleiterin Bund, Länder und Gemeinden. Sie fordert mehr Schutz. Vermutlich gibt es über die bekannten Zahlen hinaus eine erhebliche Dunkelziffer an Übergriffen. So hatte die Kriminologin Janina Lara Dressler anhand von Berichten Hamburger Feuerwehrleute herausgefunden, dass viele keine Anzeige erstatten, weil sie den bürokratischen Aufwand scheuten.

Seite 12 Häftling würgt Wächter