Freising.

Süßlich, stechend, chemisch – fast jeder, der schon einmal an günstiger Kleidung oder Plastikspielzeug geschnuppert hat, kennt den ­Geruch. Dass Verbraucher ihrer Nase dabei trauen und ihren Nachwuchs von streng riechenden Produkten fernhalten sollten, zeigt eine jetzt veröffentlichte Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV. Die Aromaforscher Andrea Büttner und Christoph Wiedmer nahmen dafür 20 aufblasbare Wasserspielzeuge und Schwimmhilfen unter die Lupe. 15 davon waren teilweise ­massiv mit gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln belastet.

Der unangenehme Chemiegeruch ist bei Kunststoffprodukten nicht ungewöhnlich. Welche Substanzen aber dafür verantwortlich sind, sei in der Regel nicht bekannt, so das IVV. Die beiden Wissenschaftler entwickelten speziell hierfür eine Analysemethode, die auf Techniken aus der Aromaforschung von Lebensmitteln beruht. Eine Gruppe auf Geruchsanalysen spezialisierter Experten roch an den aufblasbaren Bällen, Schwimmflügeln und -reifen. Anschließend wurden die Schadstoffwerte im Labor bestimmt. Der Abgleich der Ergebnisse beider Untersuchungen verriet den Forschern, welche Stoffe für welchen Geruch verantwortlich sind und dass einige von ihnen auch in hoher Konzen­tration kaum riechen, während andere schon in geringen Mengen in der Nase stechen.

Besonders solche Produkte mit „typischem Schwimmflügelgeruch“ seien hoch belastet gewesen. In neun Proben steckte demnach das beim Einatmen reizende Cyclohexanon. Größere Mengen des potenziell krebserregenden ­Isophorons enthielten acht Produkte, in ganzen 14 Proben fanden die Forscher erhöhte Gehalte des giftigen Phenols. Das am stärksten belastete Produkt sei sogar als „schadstoffgeprüft“ verkauft worden, berichten die Forscher. Hersteller oder konkrete Produkte nennen sie in ihrer Untersuchung nicht.

Verbraucherschutzorganisationen wie die Stiftung Warentest raten, Spielzeug möglichst im stationären Handel und nicht online zu kaufen, um schon im Geschäft selbst eine Geruchsprobe machen zu können. Rieche es auffällig, sollten Verbraucher es gar nicht erst kaufen. Das auf Spielzeug verpflichtende CE-Zeichen sei als Qualitätsmerkmal wenig verlässlich. Etwas sicherer könnten Eltern sich bei dem GS-Zeichen oder den Siegeln von Instituten wie Tüv Rhein­land, Tüv Süd oder LGA fühlen. Sie deuteten auf unabhängige Prüfungen hin. Spielzeuge, die in Europa etwa wegen Schadstoffbelastung aus dem Verkehr gezogen wurden, finden Verbraucher online unter bit.ly/2wAijk5 im Schnellwarnsystem der EU.