Altona. Eltern tragen Protest in Bildungsausschuss – mit durchwachsenem Erfolg

Die gute Nachricht dieses langen Abends im Haus Drei lautet wohl: Die Botschaft der Eltern und die Dringlichkeit des Problems sind bei der Schulbehörde angekommen. Viele Betroffene fürchten aber, dass die Erkenntnis zu spät kommt und ihre Kinder den Wohnungsbauboom der vergangenen Jahre am Ende aufgrund fehlender Schulplätze ausbaden müssen. Wie sehr das Thema den Eltern unter den Nägeln brennt, zeigte die vergangene Sitzung des Bildungsausschusses. Denn auf der Tagesordnung standen die Anmeldezahlen für die Schulen in Altona sowie die Erstwünsche der Schulanfänger. Vertreter der Hamburger Schulbehörde wurden erwartet.

Diese Gelegenheit wollten sich viele Eltern nicht entgehen lassen. Der Raum konnte die zahlreichen Besucher gar nicht fassen. Besonders stark vertreten waren die Eltern aus Rissen. Angesichts der überraschend beschlossenen zwei statt drei Klassen an der Marschwegschule befürchten die Eltern, dass hier dieselben Fehler wie im Bereich Othmarschen und Ottensen gemacht wurden. Dort sollen nun schnell neue Grundschulen gebaut werden, weil die prognostizierten Zahlen weit übertroffen wurden. Zudem wirft die Bürgerinitiative VIN dem Hamburger Senat Vertragsbruch vor, weil gegen die Absprache die Schulen in Rissen nicht ausgebaut werden.

Die Stimmung war dementsprechend aufgeheizt – vor allem als sich herausstellte, dass die Schulbau Hamburg keinen Vertreter schicken konnte. Alle baulichen Fragen nach neuen Standorten und Erweiterungen mussten somit auf die kommende Sitzung im Mai verschoben werden. Dafür schlugen sich Amelie Sjölin und Katrin Doblhofer als regional zuständige Vertreterinnen der Schulbehörde ausgesprochen gut.

Sie erklärten detailliert nach welchen Kriterien die Erstklässler auf die Schulen verteilt werden. Zudem wiesen sie daraufhin, dass es in Altona trotz aller Probleme gelungen sei, 95,5 Prozent der Erstwünsche zu erfüllen – und dass obwohl in diesem Jahr 1150 Erstklässler auf 58 Klassen verteilt werden mussten. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 900 auf 42 Klassen. Dieser rasante Zuwachs bereitet vielen Kopfzerbrechen genauso wie der kontinuierlich anhaltende Wohnungsbau bei fehlender Infrastruktur.

Über alle politischen Fraktionen hinweg hagelte es deshalb massive Kritik an der Schulbehörde. „Wir sind entsetzt über die Zustände. Es ist deutlich, dass die Schulbehörde Trends verschlafen hat“, kritisierte Niki von Salisch, Grüne. Christdemokratin Kaja Steffens warnte: „Diese Entwicklung war seit Jahren absehbar und jetzt läuft uns die Zeit weg.“ Katarina Blume erklärte für die FDP: „Die Schulbehörde muss endlich agieren und nicht reagieren. Dieses Reagieren wird zulasten der Kinder ausgetragen.“ Wolfgang Ziegert kündigt für die Linke an: „Die Schulbehörde hat keine ordentliche Arbeit gemacht. So geht es nicht, wir werden massiv Stellung beziehen“ und sogar von der SPD kam Kritik an der eigenen Behörde. „Die Situation ist schlecht. Aber statt das Desaster zu beweinen, ist die Frage, was kann man tun“, so Hans-Jürgen von Borstel.

Diese Frage blieb am Ende ungeklärt im Raum stehen. Trotz der massiv vorgetragenen Proteste von Eltern und Bürgerinitiave aus Rissen sowie eines Elternratsvertreters, der sechs zusammengeschlossene Schulen aus Altona vertrat, gab es keine Zugeständnisse auf Änderungen. Zahlreiche Detailfragen auch zu weiterführenden Schulen wurden auf die Sitzung am 14. Mai verschoben. Während die Linke die Eltern zu weiteren Protesten aufrief, kündigte unter anderem die CDU Anträge für die Bezirksversammlung an. Eine zwischenzeitlich in Rissen anberaumte Krisensitzung aller Schulleitungen mit der Behörde wurde wieder verschoben.