Eugene Jareckis Dokumentation „The King“ sagt auch einiges über das gegenwärtige Amerika

Einen Film zu machen ist auch eine Form des Reisens. Der US-Regisseur Eugene Jarecki besitzt eine Gabe, die man als Reisender so sehr braucht wie als Künstler, erst recht als Dokumentarfilmer: Offenheit. „The King“ heißt sein Roadmovie auf den Spuren Elvis Presleys, der so sehr über Elvis erzählt wie über die Schattenseiten des Showbusiness wie über das Amerika der Gegenwart. Aufstieg und Niedergang eines der größten Musikstars aller Zeiten haben erstaunliche Parallelen zum Aufstieg und Niedergang einer Nation. „Der amerikanische Traum – das war immer nur eine Fantasie“, heißt es, „oder ein besoffener Albtraum“.

In Elvis’ altem Rolls-Royce, der wie das Relikt eines verstorbenen Königs anmutet, fährt Jarecki durch die Staaten, immer Presleys Lebensweg nach. Er trifft Weggefährten und Menschen, die dort zu Hause sind, wo einst die Rock-‘n‘-Roll-Ikone lebte. Auf seinem Rücksitz begleitet Jarecki mal eigenwilligen Country-Nachwuchs, mal sind es Stars wie Alec Baldwin, Ethan Hawke oder Ashton Kutcher.

„The King“ ist ein kluger, einfühl­samer, anrührender, trauriger, erschreckender und wahrhaftiger Film über Macht und (Selbst-)Zerstörung, Helden und Opfer. Ein Film darüber, wie Würde verloren geht und wie Amerika zu dem werden konnte, was es ist. Und nicht zuletzt ein toller Musikfilm.

„The King – Mit Elvis durch Amerika USA 2017, 108 Min., ab 6 J., R: Eugene Jarecki, im Abaton (OmU) , Koralle, Studio-Kino (OmU), Zeise