Hamburg. 33-Jähriger ersticht frühere Lebensgefährtin und seine kleine Tochter. Er lebte in der Hamburger Lampedusa-Gruppe

Eine abscheuliche Bluttat im Herzen der Stadt schockiert Hamburg: Der 33-jährige Mourtala M. aus dem Niger hat gestern Vormittag im S-Bahnhof Jungfernstieg seine ehemalige Lebensgefährtin und seine Tochter mit einem Messer getötet. Das einjährige Mädchen starb noch auf dem Bahnsteig. Die 34-jährige Frau erlag in einer Klinik ihren Verletzungen. Mourtala M. wurde festgenommen.

Laut Polizeisprecher Timo Zill stach Mourtala M. gegen 10.50 Uhr am Bahnsteig der Linie S 3 nach Neugraben „gezielt und massiv auf die Frau und das Kind ein“. Nachdem er ihnen schwerste Verletzungen zugefügt hatte, rief er offenbar selbst den Notruf, versuchte jedoch zu flüchten. Polizisten konnten ihn an der Mönckebergstraße stellen und festnehmen.

Drei Polizisten versuchten vergeblich, das einjährige Mädchen auf dem Bahnsteig zu reanimieren. Die Mutter wurde auf dem Weg ins Krankenhaus weiter behandelt, ihr Leben konnte jedoch ebenfalls nicht gerettet werden. Sie hinterlässt vier weitere Kinder, die das Jugendamt in Obhut nahm. Viele Menschen wurden Zeugen der Tat und wurden später seelsorgerisch betreut.

Zum Motiv von Mourtala M. gibt es noch keine offiziellen Angaben. Nach Abendblatt-Informationen hatte der 33-Jährige nach einem längeren Streit mit seiner deutschen Ex-Freundin ein geteiltes Sorgerecht vor dem Familiengericht beantragt – dieser Antrag wurde offenbar jedoch abgelehnt. Das Sorgerecht war die Grundlage für seine Aufenthaltserlaubnis. Mourtala M. war im April 2013 nach Hamburg gekommen und lebte mit der sogenannten Lampedusa-Gruppe zunächst in der St.-Pauli-Kirche. Erst vier Jahre später und nach der Geburt seiner Tochter wurde ihm ein Aufenthaltstitel verliehen. Mourtala M. hielt sich offenbar mit Gelegenheitsjobs als Malerhelfer und Putzkraft über Wasser. Ob das Jugendamt mit Täter oder Opfer in Kontakt stand, ist unklar.

„Ich bin erschrocken und traurig“, sagte Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD). „Wir haben tiefes Mitgefühl für alle, die von dieser schlimmen Tat betroffen sind.“ Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße rief dazu auf, für die Opfer und ihre Angehörigen zu beten. „Eine solche Gewalttat trifft uns alle“, sagte Heße.

Seite 14 Das Drama auf dem Jungfernstieg