Forscher der Universität Kansas findet heraus: Unter 50 Stunden geht gar nichts ...
Noch nie war es für die Schüchternen und Scheuen, für die Verklemmten und Verkopften so einfach, neue Freunde zu finden. Inzwischen reichen ja ein paar Klicks und ein geklautes Profilbild, um die Fallstricke der herkömmlichen sozialen Kontaktaufnahme zu überbrücken. Unangenehme Gesprächspausen oder stundenlanges Zaudern vor dem ersten Satz („Na, auch hier?“) gehören im Internet der Vergangenheit an. Ruck, zuck hat man da 5000 neue Freunde. Kein Plan, wie die alle heißen, aber hey: 5000!
Genau genommen sind diese Freunde natürlich Fremde. Denn wie eine Untersuchung des Kommunikationswissenschaftlers Jeffrey Hall von der Universität Kansas zeigt, benötigt wahre Freundschaft im Erwachsenenalter vor allem eines: Zeit im echten Leben. Um vom „Bekannten“ zum „Freund“ oder „guten Freund“ zu werden, sind 50 bis 200 gemeinsame Stunden das Minimum. „Die hab ich mit meinem Chef locker“, mögen einige einwenden. Aber das Büro zählt nicht.
Neben Ort und Dauer ist der Studie zufolge vor allem die Qualität einer Freundschaftsanbahnung entscheidend. Sinnstiftend oder tiefgründig, mindestens aber lustig sollten die Treffen sein. Demnach eignen sich wortkarge Domino-Abende mit stillem Wasser oder gegenseitiges Nägellackieren bei Neumond nur, wenn beide Möglicherweisebaldfreunde auch wirklich Spaß an solchen Unternehmungen haben.
Alle, die von dieser technischen Freundschaftsgewinnung verunsichert sind, können sich aber selbstverständlich weiterhin an die alte indianische Weisheit halten: „Wahre Freundschaft ist wie in die Hose pieschern – alle sehen es, aber nur du spürst die Wärme.“