Im Thriller „Spielmacher“, der nie mit Klischees bricht, geht es um Fairness, Sportlichkeit und kriminelle Schmierereien

Tu’s nicht. Das möchte man dem tragischen Antihelden dieses Films eigentlich die ganze Zeit über zurufen. Als Ivo (Frederick Lau) aus dem Knast entlassen wird, macht er erst mal einen weiten Bogen um ein Wettbüro, das ihm offenbar bestens bekannt ist. Er will einen vagen Neuanfang wagen. Aber wegen seiner Vergangenheit blitzt er bei Bewerbungsgesprächen sofort ab, und wenn er doch genommen wird, kündigt man ihm schon bald wieder. So steht er doch wieder vor dem Wettbüro. Und diesmal geht er rein.

Er hat sogar Glück. Aber wieder mag man ihm zurufen: Tu’s nicht. Denn ein besonders schmieriger Zeitgenosse, Dejan (Oliver Masucci), fordert ihn heraus, all sein Geld auf eine einzige Wette zu setzen. Die Ivo prompt verliert. Fortan steht er in der Schuld des dubiosen Unternehmers. Und der nutzt das weidlich aus.

„Spielmacher“ handelt vom Fußball, ist aber kein Sportfilm im klassischen Sinn, sondern ein Mix aus Thriller und Milieustudie, in dem es um Sportlichkeit, Fairness und kriminelle Schmierereien geht. Die Hauptfigur, das erfährt man nach und nach, war einst ein aufstrebender Nachwuchsspieler, der aber vom Weg abgekommen ist. Nun sitzt er auf der Tribüne, klopft vorsichtig bei seinem alten Trainer an und würde ihn gern beim Training seiner aufstrebenden Jugendspieler unterstützen. Doch schon kommt ihm sein Gläubiger in die Quere.

Dejan betreibt nämlich illegale Sportwetten im Laien-Fußball, und das in großem Stil. Dabei können alle nur gewinnen: Chinesen im fernen Asien, er selbst, aber auch die Fußballspieler – wenn sie ein faules Spiel treiben und sich schmieren lassen. Ivo hat sich einstmals darauf eingelassen. Jetzt soll er diese kriminellen Praktiken gleich wieder unterstützen.

Tu’s nicht. Das möchte man nicht nur der Hauptfigur zurufen, sondern zunehmend auch Timon Modersohn, der mit „Spielmacher“ sein Regiedebüt vorlegt. Genrekino, das es in Deutschland schwer hat, lebt von zweierlei: von Konventionen und Erwartungen, aber auch vom Spiel damit und den Überraschungsmomenten, wenn sie gebrochen werden.

Modersohn erfüllt Ersteres immerzu, er weiß das auch in starken Bildern zu erzählen, ohne weitschweifige Dialoge, stattdessen mit viel Atmosphäre. Nur bricht Modersohn nie mit den Klischees. Er übererfüllt sie. Es passiert immer genau das, was man als Nächstes erwartet. Und je länger das Spiel dauert, desto vorhersehbarer wird das. Leider. Daran kann auch Frederick Lau nichts ändern, für den die Figur des Ivo eigentlich eine Paraderolle darstellt und der hier präsent ist wie stets. Dennoch verliert sich „Spielmacher“ mehr und mehr in seinen Versatzstücken. Ein Film, wie man ihn gefühlt schon oft gesehen hat. Und besser.

„Spielmacher“ Deutschland 2018, 99 Min., ab 12 J., R: Timon Modersohn, D: Frederick Lau, Antje Traue, Oliver Masucci, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Othmarschen Park; www.warnerbros.de/ kino/spielmacher.html