Pariser Haus für zeitgenössische Kunst lädt Nudisten zur Führung – gleich 28.000 wollen Hüllen fallen lassen

Wie anziehend ist das Museum Palais de Tokyo mitten in Paris? Zum Saisonstart zeigt das Haus für zeitgenössische Kunst einige Installationen des Franco-Algeriers Neïl Beloufa. Aber sie haben nicht den Hauch einer Chance, ähnlich bloßgestellt zu werden wie jene Besucher, die sich am extra für sie reservierten Vormittag des 5. Mai die Ausstellung ansehen. Denn die Gruppe wird splitternackt durchs Museum streifen. Die Karten für die „Nudiste“ waren ungefähr so schnell ausgebucht wie bei einem Konzert der Pop-Queen Madonna. Sagenhafte 28.000 Interessenten bewarben sich allein via Facebook für eine der 161 Einlasskarten, unter ihnen mehr Frauen als Männer. Was reizt Menschen daran, hüllenlos Kunst anzuschauen?

Vielleicht das Ausstellungsmotto „Zwietracht, Tochter der Nacht“ („Dis­corde, Fille de la Nuit“)? Oder ist es die Rückbesinnung darauf, dass Freikörper irgendwie auch mit Kultur zu tun haben? Dabei soll sich nur ein Prozent der Bevölkerung fürs FKK-Dasein begeistern. Jedenfalls wächst das splitternackte Freizeitangebot ungebremst. Wer will, kann entblößt safaritauchen an Korsikas Küste, hüllenlos wandern in der Eifel oder Thüringen, ohne Klamotten auf dem Rad beim World Naked Bike Ride demonstrieren, in der Provence entkleidet reiten oder bei der Weinlese helfen und in der Karibik unangezogen auf Kreuzfahrt gehen.

Solange sich aber eine renitente Mehrheit immer noch verhüllt, heißt es, immer schön darauf zu achten, dass man – wenn man etwa nackt aus seinem Auto steigt – kein öffentliches Ärgernis erregt. Das gilt als Straftat. Es droht bis zu einem Jahr Gefängnis – in Einheits-Anstaltsklamotten.