In Phasen des Fachkräfte- und Personalmangels sind die Chancen durch professionelle Jobvermittlung hoch. Doch oft fehlt die Wertschätzung

Nach Jahrzehnten der Berufstätigkeit als Krankenschwester kam Angela Schreiber irgendwann an einen Punkt, an dem nichts mehr ging, sie sich ausgebrannt und leer fühlte. Sie wurde schließlich frühverrentet. Nachdem sie dann einige Zeit zu Hause geblieben war, zog es sie wieder zurück in den Job. Also bewarb sie sich bei einer Zeitarbeitsfirma. Das ist jetzt sieben Jahre her. Seitdem ist Angela Schreiber als Zeitarbeitnehmerin unterwegs, seit 2013 bei Impuls Personal mit einem Teilzeit-Vertrag. „So zu arbeiten ist für mich ideal und das Beste, was mir passieren konnte“, schwärmt die 59-Jährige, die mittlerweile in nahezu allen Krankenhäusern der Hansestadt im Einsatz war. „Man kommt herum und lernt stets Neues kennen. Außerdem bin ich in der Situation, sehr flexibel zu arbeiten. Denn Impuls nimmt auf meine Bedürfnisse Rücksicht. So kann ich kurzfristig Urlaub nehmen, und ich muss nicht mehr in Häusern, auf Stationen oder in Schichten arbeiten, die mir nicht zusagen“, so die versierte Krankenschwester. Sie freut sich darüber, dass es ihr gesundheitlich jetzt wieder gut geht und sie mehr Zeit mit der Familie verbringen kann. Dass sie von den Kollegen fast immer nett aufgenommen wird und finanziell gleichgestellt ist, sind für die Fuhlsbüttlerin weitere Vorteile der Zeitarbeit.

„Zeitarbeit ist nicht für jeden etwas. Aber für all jene, die flexibel sind und Abwechslung mögen, ist sie eine prima Option“, sagt Christian Baumann in seiner Funktion als Bundesvorsitzender des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) und geschäftsführender Gesellschafter der pluss Personalmanagement GmbH. Wie er weiter berichtet, sei der Bedarf an Zeitarbeitskräften in allen Bereichen der Wirtschaft derzeit riesig. In Hamburg etwa gebe es eine große Nachfrage seitens der Werften, der Logistik, des Handels und der Luftfahrtindustrie. „Händeringend gesucht sind nicht nur einfache Hilfskräfte und kaufmännische Mitarbeiter, sondern auch hoch qualifizierte Fachkräfte wie IT-Experten, Ingenieure oder sogar Ärzte“, weiß Baumann. „Auch wir merken, dass Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt rar sind“, erläutert Marcus Kreitzer, Regionalleiter des Personalhauses Hamburg. Der Dienstleister vermittelt überwiegend gewerblich-technisches Personal: vom ungelernten Lagerhelfer über Stapelfahrer und Anlagenführer bis hin zum Schweißer und Kfz-Meister.

Die Gründe, um in die Zeitarbeit einzusteigen, sind vielfältig. „Viele Zeitarbeitnehmer sind jung und kommen direkt aus der Ausbildung. Sie probieren mehrere Unternehmen aus und suchen sich das passendste aus“, erläutert Baumann. Andere hätten besondere Anforderungen an die Arbeitszeiten oder liebten einfach die Abwechslung. Ein Teil komme aber auch aus der Arbeitslosigkeit oder könne am Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen, weil sie zum Beispiel in Bewerbungsgesprächen nicht überzeugen können. Und dann gebe es noch einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete. „Diese bringen einen deutlichen Mehrwert ins Unternehmen“, führt Baumann aus. „Doch leider scheuen sich immer noch zu viele Arbeitgeber, diese Menschen einzustellen. Zeitarbeitsunternehmen sind da viel offener. Mittlerweile arbeiten etwa 30 Prozent der Geflüchteten in Deutschland in der Zeitarbeit.“ Marcus Kreitzer beispielsweise hat mit der Vermittlung von Geflüchteten gute Erfahrungen gemacht. Die meisten seien sehr motiviert: „Für viele von ihnen ist die Zeitarbeit somit ein ideales Sprungbrett, um beruflich durchzustarten und mit Leistung zu überzeugen. Das zeigt sich dann in hohen Übernahmequoten.“

Analog zur Gesamtheit aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist die Zahl der Zeitarbeitskräfte in den letzten Jahren gestiegen. Im produzierenden Gewerbe machen sie derzeit etwa 6,6 Prozent aller Arbeitskräfte aus, in der Gesamtwirtschaft liegt ihr Anteil bei 3,3 Prozent. Im Pflegebereich ist die Zeitarbeit allerdings immer noch unterrepräsentiert: Gerade einmal rund 1,3 Prozent aller Pflegestellen sind nach Zahlen der iGZ über Zeitarbeit besetzt. Ein Lohngefälle zwischen der Zeitarbeit und dem Pflegebereich gibt es anscheinend nicht: Vielmehr zahlen Zeitarbeitsunternehmen ihren Pflegekräften teilweise ein übertarifliches Entgelt. Dazu kommen oftmals eine private Krankenhaus-Zusatzversicherung, Kindergartenzuschüsse, Einkaufs- und Kinogutscheine oder die Übernahme der Kosten für den öffentlichen Nachverkehr. „Wir kümmern uns besonders engmaschig um unsere Mitarbeiter, bei Bedarf helfen wir auch bei der Wohnungssuche“, berichtet Norbert Schuster, Geschäftsführer von Impuls Personaldienstleistungen. Das Unternehmen ist wie auch pluss Personalmanagement ein Spezialist, wenn es um die Vermittlung von Pflegefachkräften und medizinischem Personal geht. Wie nahezu alle Mitbewerber vermitteln beide Unternehmen aber auch Zeitarbeitnehmer für den kaufmännischen Bereich, für Industrie und Handwerk.

Was vielfach fehle, sei die Wertschätzung für die in der Zeitarbeitsbranche tätigen Menschen, kritisiert der iGZ-Bundesvorsitzende: „Zeitarbeitnehmer sind keine Arbeitnehmer zweiter Klasse!“ Wer es mit Zeitarbeit versuchen will, sollte sich an einen seriösen Dienstleister wenden und darauf schauen, ob man zusammenpasst. Die rund 3500 Mitgliedsunternehmen des iGZ haben sich einem Ethik-Kodex verpflichtet und lassen ihr Handeln im Konfliktfall durch eine unabhängige Kontakt- und Schlichtungsstelle überprüfen. Dies gilt auch für die im Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) organisierten Personalvermittler.