Joan As Police Woman kommt mit neuen Songs am 10. April ins Knust

Es waren lange Nächte in ihrem Heimstudio in Brooklyn. Meistens hat Joan Wasser alias Joan As Police Woman erst gegen 23 Uhr angefangen, ihre Songs aufzunehmen und mit Sounds zu experimentieren. „Ich liebe die Dunkelheit“, sagt sie. Düsternis und Melancholie haben die Songs der New Yorker immer umflort, seit sie 2006 ihr Debütalbum „Real Life“ herausgebracht hat. Das ist auf ihrem neuen Album „Damned Devotion“ nicht anders. „Melancholie gehört zu meinem Leben dazu. Aber es fällt mir genauso leicht, auf dieser Grundstimmung zu tanzen.“ Die aktuellen Songs handeln von gescheiterten Lieben und von Verlust. 2016 verlor Joan Wasser sowohl ihren leiblichen Vater als auch ihren Stiefvater. Von einer Vater-Tochter-Beziehung handelt der Song „What Was It Like“.

Zur Musik ist Joan Wasser, Jahrgang 1970, früh gekommen, zum Pop erst spät. Als Achtjährige fing sie an, Geige zu spielen, absolvierte eine klassische Ausbildung und spielte in Boston im Universitätsorchester. Doch an der Uni entdeckte sie Anfang der 90er-Jahre Hip-Hop, Hardcore und die britische Punk-Ikone Siouxsie. Für die Klassik war Joan verloren, sie spielte fortan in verschiedenen US-Indierock-Bands und entwickelte einen aggressiven Stil auf der Geige. Sie lernte den Sänger Jeff Buckley kennen und war bis zu seinem Tod 1997 seine Freundin. Doch bis sie anfing, eigene Songs zu schreiben, sollten ein paar Jahre vergehen. Seit 2006 „Real Life“ erschienen ist, hat sie weitere fünf Soloalben veröffentlicht.

Konzerte mit US-Musikerin Joan Wasser haben immer etwas Meditatives

Und auch sonst steckt die New Yorkerin voller Energie und ist an vielen Projekten beteiligt. Immer wieder wird sie von Kollegen eingeladen, bei Sessions oder Konzerten mitzuspielen, wenn eine Bratsche gebraucht wird. Sie hat in den vergangenen mit Lou Reed, Sufjan Stevens, John Cale, RZA und Norah Jones gespielt, den Soundtrack für Brian Cranos Film „Permission“ geschrieben, eine schottische Folkband mit Namen Lau produziert und war gerade mit Daniel Johnston auf Tournee, einem Sänger, der an einer bipolaren Störung leidet. Um ihre eigene Platte musste sie sich auch kümmern. Erstaunlicherweise setzt sie darauf kaum Geigen ein, sondern instrumentiert ihre Stücke meistens mit Keyboards.

Zum ersten Mal ist sie auch für die meisten Beats verantwortlich, denn sie arbeitet neuerdings mit programmierten Drums. Wenn sie am 10. April nach Hamburg kommt, wird sie wieder im Knust auftreten – ein idealer Ort für ihre intimen Songs. Konzerte mit der Amerikanerin haben immer etwas Meditatives. Sie laden dazu ein, sich in die Lieder zu versenken und sich von Joans dunkler Stimme und ihren Texten gefangen nehmen zu lassen. Eine Band bräuchte diese betörende Minimalistin eigentlich nicht, denn die klassisch ausgebildete Künstlerin ist eine Multiinstrumentalistin, die Geige, Gitarre und Klavier spielen kann. Es steckt auch viel Soul in ihrer Musik. Joan Wasser verehrt zum Beispiel Stevie Wonder und Al Green, denn sie hat auch ein Faible für Grooves. Vielleicht gehen ihre ruhigen Songs in eine lässige Tanzparty über.

Joan As Police Woman Di 10.4., 21.00, Knust
(U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 23,-
im Vorverkauf; www.joanaspolicewoman.com