„Tagsüber streiten wir, nachts schlafen wir zusammen“, bringt es der Mann auf den Punkt. Seine Frau daneben lacht. Es ist eine universelle Beschreibung des Ehelebens. Denn so weit die Schwestern Nesrin und Yasemin Şamdereli für ihren Dokumentarfilm „Die Nacht der Nächte“ auch gereist sind, läuft es immer wieder darauf hinaus. Bei den Rotthäusers im Ruhrgebiet wie den Nagarayyas in Indien, den Sugiharas in Japan und Bill Novak und Norman MacArthur in den USA.

Das verbindende Element dieser Paare ist, dass sie seit mehr als fünf Jahrzehnten zusammen sind. So unterschiedlich ihre Ausgangsbedingungen auch waren – die Nagarayyas heirateten über die indischen Kasten-Grenzen hinweg, die Sugiharas wurden von ihren Eltern füreinander ausgesucht, Bill und Norman mussten lange auf ihr Recht zur Eheschließung warten – so ähnlich präsentieren sich die Paare. Man akzeptiert die eingefahrenen Rollen und schaut mit Melancholie auf die gemeinsame Vergangenheit.

Die Offenheit der Protagonisten, von sich zu erzählen, scheint groß, das Interesse der Interviewer dagegen ehr gering. Man erfährt gerade genug, um zu begreifen, dass mit fokussierter Nachfrage jedes einzelne der Paare genügend Stoff für 90 Minuten ergeben würde

„Die Nacht der Nächte“ D 2018, 97 Min., o. A., R: Yasemin und Nesrin Samdereli, täglich im Abaton, Blankeneser; www.nachtdernaechte-derfilm.com