Die rabenschwarze Tragikomödie „The Death Of Stalin“ überzeugt mit treffenden Dialogen und allgegenwärtigem Wahnsinn

Moskau im März 1953. Krachend fällt der Diktator in seinem Schlafgemach zu Boden, ein dumpfer Aufprall. „Wollen wir nicht nachsehen?“, fragt ein Wachposten den anderen draußen vor der Tür. „Halt die Fresse, Mann, oder willst du, dass wir beide erschossen werden?“ Der Anfangsdialog gibt den schroffen Tonfall vor, der diese Satire prägt. Der Tyrann und Massenmörder Josef Stalin stirbt, und sofort entbrennt unter den oberen Parteibonzen in der Sowjetunion ein gnadenloser Kampf um die Nachfolge, den nicht alle Konkurrenten überleben werden.

Der schottische Regisseur Armando Iannucci, Schöpfer der wunderbar verrückten TV-Politserie „Veep – Die Vizepräsidentin“, legt mit „The Death Of Stalin“ eine rabenschwarze, hochkarätig besetzte, temporeiche Groteske vor, in der jeder Dialogsatz sitzt. Sein Film, der in Russland verboten wurde, hat – wie die „New York Times“ schreibt – mehr mit den Marx Brothers als mit Karl Marx zu tun und legt die tödliche Logik totalitärer Systeme offen. „Ich wollte eine Tragikomödie machen, die durchgängig sowohl komisch als auch tragisch ist, oft in ein und derselben Szene – denn genau so war es in der Wirklichkeit“, sagt Iannucci.

Das ist schon irre, wie der aalglatte Intrigant Nikita Chruschtschow (grandios: Steve Buscemi) im Pyjama zum sterbenden Stalin eilt, wo er bereits von dem berüchtigten Geheimdienstchef Beria (Simon Russell Bale) argwöhnisch beäugt wird. Dazu kommen dann Stalins Zögling Malenkow (Jeffrey Tambor), der Parteisoldat Molotow (Michael Palin) und der hochdekorierte Weltkriegsgeneral Schukow (Jason Isaacs). Sie alle kämpfen bis aufs Blut um die Vorherrschaft im Politbüro. Die komische Begleitmusik zu diesem Gemetzel um die Macht liefern Stalins versoffener Sohn Wassili und seine leicht spinnerte Tochter Swetlana (An­drea Riseborough) - eine Familienbande, die es in sich hat.

Lachen und Entsetzen, Grimassen und Gulag, Saufgelage und Sadismus liegen eng beieinander. Filmfan Stalin schaut sich vor seinem Tod US-Western an, während sein Geheimdienstchef Todeslisten herumreicht. Der Wahnsinn ist allgegenwärtig. Dass dem russischen Kinopublikum der Film vorenthalten wird, ist sehr traurig. „The Death Of Stalin“ ist keineswegs eine plumpe antisowjetische Klamotte, sondern attackiert zielsicher totalitäre Systeme jedweder Couleur.

„The Death Of Stalin“ GB/F 2018, 107 Min., ab 12 J., R: Armando Iannucci, D: Steve Buscemi, Michael Palin, Simon Russell Beale, täglich im Abaton (OmU), Koralle, Studio (OmU), Zeise (OmU); www.deathofstalin-film.de/home/