Egal, wie streng der Winter war: Mücken fliegen auf den Norden – sogar Einwanderer aus den Tropen

Ihr Name fordert geradezu auf, abzuschwirren, zu verschwinden, die Kurve zu kratzen. Dabei denken die nervigen Parasiten garantiert nicht daran, „die Mücke zu machen“, sobald auch nur ein Mensch in der Nähe ist. Jetzt surren sie wieder schwarmweise los, warten nicht mal auf den richtigen Frühling. Schon Temperaturen um sieben Grad wirken auf sie wie ein kollektiver Aufschrei: „Ab dafür in die Blutsaugersaison 2018!“

Wer sich Minustemperaturen schön­geredet hat im Glauben, wochenlanger Dauerfrost schadet der Mückenbrut, kennt die Tricks der Evolution nicht. Selbst der russischen Kühlkammer Sibiriens widersteht sie mit kalter Schulter. Als Larve oder Ei überwintert der Nachwuchs mithilfe einer Art Frostschutzmittel auf Glycerinbasis – und zwar ohne sich das Zeug in kleinen Fläschchen teuer an der Tanke kaufen zu müssen wie die von Natur aus schlechter ausgestatteten Autofahrer. Auch nach einem strengen Winter fliegen Mücken flott auf feuchte Brutplätze. Bis zu 300 Eier legt ein Weibchen ab, der Startschuss einer explosionsartigen Vermehrung. Pfützen und überflutete Wiesen sind für sie so anziehend wie die Haut der Menschen, die gern auch müffeln darf.

Selbst die Asiatische Buschmücke, eingewandert aus den Tropen, kommt hier mit bis zu minus 20 Grad klar, weiß Mückenexpertin Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg bei Berlin, wo der aktuelle Mückenatlas entsteht. Jeder Bürger kann Exemplare einschicken zum Segen der Wissenschaft und neuer Erkenntnisse über die Verbreitung heimischer und die Zuwanderung exotischer Arten.

Nur lang anhaltende Trockenheit bremst die Mückenflut. Kein Wunder, dass die Plagegeister den deutschen Norden so mögen.