Fulda.

Im Entführungsfall Würth hat es nach der Tat im Jahr 2015 noch einen weiteren Erpressungsversuch gegeben. Im April 2017 sei per E-Mail erneut Kontakt zur Familie des Industriellen und Milliardärs Reinhold Würth gesucht worden, teilten die Ermittler mit. Es seien 70 Millionen Euro in einer Kryptowährung verlangt worden. Der Erpresser habe gedroht, erneut den behinderten Sohn des baden-württembergischen Schrauben-Milliardärs oder ein anderes Mitglied der Familie zu entführen.

Spezialkräfte der Polizei hatten einen 48-Jährigen als mutmaßlichen Täter am Mittwochmorgen in seiner Wohnung in Offenbach festgenommen. Es handelt sich um einen Mann aus Serbien. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des erpresserischen Menschenraubs erlassen.

Der Sohn Markus Würth war im Juni 2015 im hessischen Schlitz gekidnappt worden. Er lebte dort in einer integrativen Wohngemeinschaft. Einen Tag später wurde der damals 50-Jährige in einem Wald bei Würzburg unversehrt an einen Baum gekettet gefunden. Zu einer Lösegeld-Übergabe in Höhe von drei Millionen Euro kam es nicht.

Auf die Spur des mutmaßlichen Entführers kamen die Ermittler durch den Hinweis einer Zeugin. Die Frau habe die Stimme des Tatverdächtigen wiedererkannt und im Januar 2018 fast zweieinhalb Jahre nach der Tat die Polizei informiert, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger. Die Polizei hatte zur Fahndung den Mitschnitt eines Anrufs des Lösegeld-Erpressers genutzt.

Markus Würth wohnt nun an einem geheim gehaltenen Ort. Die Frau, die den entscheidenden Hinweis auf den mutmaßlichen Täter gab, kann sich im Fall einer Verurteilung Hoffnungen auf eine Belohnung machen. 30.000 Euro waren ausgelobt. Eine spannende Frage ist indes noch unbeantwortet: Hatte der Entführer Komplizen? Eine Allein-Täterschaft sei möglich. Dass es Mittäter gab, könne aber nicht ausgeschlossen werden, sagten die Ermittler.