Hamburg. Exklusiv-Interview. Grüne ist für zwei Wochen Chefin im Rathaus. Sie hofft auf einen anderen Politikstil

Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sieht den Abgang von Olaf Scholz (SPD) nach Berlin als eine „Zäsur“ an: Ein neuer Bürgermeister und eine personell neu sortierte SPD böten die „Chance, die Karten an der einen oder anderen Stelle neu zu mischen“, sagte Fegebank im Abendblatt-Interview.

Konkret wünsche sie sich, zu einer gemeinsamen Bewertung des G-20-Gipfels zu kommen. Im Gegensatz zur Scholz-SPD hatten die Grünen es als Fehler bezeichnet, den Gipfel in Hamburg stattfinden zu lassen. „Meine Lehre aus den Ereignissen ist, dass ein Gipfel wie G 20 mit diesen Ausmaßen nicht in einer modernen Großstadt wie Hamburg stattfinden kann“, sagte Fegebank und forderte: „Man muss die politische Kraft haben, solche Fehler einzugestehen.“

Scholz war am Dienstag zurückgetreten und gestern zum Bundesfinanzminister ernannt worden. Seitdem steht erstmals eine Grünen-Politikerin an der Spitze des Senats und erstmals seit fast 40 Jahren wieder eine Frau. Vor Fegebank hatte nur Helga Elstner (SPD) 1981 für wenige Wochen die Geschicke des Senats gelenkt. Als Zweite Bürgermeisterin wird Fegebank die Geschäfte führen, bis Peter Tschentscher (SPD) am 28. März zum Ersten Bürgermeister gewählt wird.

Die 41-Jährige räumte ein, dass die Grünen in die Festlegung der SPD auf den Finanzsenator als Scholz-Nachfolger nicht eingebunden gewesen seien, sieht in Tschentschers zurückhaltender Art aber „eine Chance für einen neuen Politikstil“, der „noch stärker auf Zuhören und auf dialogorientiertes Miteinander“ setzt. Ohne Scholz’ sehr dominante Rolle direkt zu kritisieren, meinte sie: „SPD und Grüne sollten die Freiheit haben, ihre Themen zu setzen. Von gegenseitiger Großzügigkeit können beide profitieren.“

Seite 11 Das Fegebank-Interview