Einst war hier das Bella Italia, jetzt ist die Kiezzeriaauf St. Pauli Hamburgs mutmaßlich kleinste Pizzeria – mit einem großen Angebot

Am Wochenende als Hamburger auf den Kiez zu gehen ist nicht immer ein Vergnügen: oft zu voll, zu eng, zu laut, zu viele Áuswärtige. Was aber, wenn einen nach einem Theater- oder Konzertbesuch doch noch der Appetit treibt, man aber weder in ein teures Lokal noch in ein Fast-Food-Restaurant mit Einheitsgeschmack einkehren möchte? Für den kleinen Hunger zwischendurch, besser gesagt für den danach, war das Bella Italia auf St. Pauli lange eine gute Anlaufstation. Ein kleiner Italiener am Hans-Albers-Platz mit rustikalen Holztresen, Barhockern und kleinen leckeren Pizzen frisch aus dem Ofen, gereicht auf Papptellern.Wie vieles auf dem Kiez ist auch das Geschichte, dennoch lohnt sich der Weg zum Hans-Albers-Platz weiterhin – mehr denn je sogar.

Von der Reeperbahn kommend geht es auf der linken Seite des Platzes vorbei an den Bordsteinschwalben in Richtung La Paloma, ehe man die kleine Treppe neben der Hausnummer 17 nicht übersehen sollte: Im früheren Bella Italia ist jetzt die Kiezzeria. Der Raum mit dem Holztresen zum Verzehr im Stehen ist derzeit zwar noch kleiner als früher, das auf modernen Leuchttafelen präsentierte Angebot umso größer. Liegt auch am freundlichen Pizzabäcker Sunny. Er rollt nicht nur den Teig für die kleine Pizza Vegetaria – außer mit 22 Zentimetern Durchmesser gibt es noch größere mit 28 und 38 – gewissenhaft aus und belegt sie mit frischen Zutaten aus der Vitrine. Er reichert sie auch mit Gewürzen an, bevor sich die Pizza durch den modernen Laufband-Ofen bewegt. Für 3,95 Euro kommt schnell eine saftige Delikatesse, die noch vom Wrap Spicy Chicken übertroffen wird: Wraps stehen nämlich neben Pizza und Pizzabrötchen – wir gönnen uns acht Stück mit Käse und Schinken (4,95 Euro) mit Kräuter- und Knoblauch-Dip – auch auf der Karte. Das Wrap Spicy Chicken hat Sunny außer mit Tomaten, roten Zwiebeln und Currysauce auf speziellen Wunsch mit Jalapeños und Champignons angereichert. Mit den gebackenen Hähnchenstreifen ergibt das für nur 4,75 Euro eine teuflisch gute und sättigende Mahlzeit, die mit Astra Rotlicht und Astra Kiezmische (je 3 Euro) gelöscht wird.

Jetzt, am Sonnabend gegen 22.30 Uhr, sei es relativ ruhig, erzählt Sunny. Gegen 1 Uhr werde es voller, am Wochenende auch lauter, wenn die Club- und Disco-Besucher zwischen 3 und 4 Uhr noch Hunger hätten. Und falls Kiez-Beschäftigten danach ist, backt Sunny oder ein Kollege wie sein Bruder Anil um 7 Uhr noch mal frische Pizzen – nach Feierabend oder zum Frühstück. Ganz nach Geschmack.

Pizza mit Tandoori-Chicken macht der gebürtiger Inder auch gern. Und Pizza St. Pauli (mit saftigem Hinterschinken, Salami und frischen Champignons) oder H-S-V Feuer (Hinterschinken, Salami, Jalapeños und Chili-Sauce) könnten womöglich sogar den Sturm-Flops beider Vereine Torriecher verleihen. Derweil bemüht sich Kiezzeria-Geschäftsführer Jugesh „Sam“ Chibber, ein gebürtiger Afghane, um eine Vergrößerung des Raumes schon im Mai, je nach Baugenehmigung. Vom 20. März an werden erst mal die Öffnungszeiten erweitert und möglichst bald Bänke und Stühle nach draußen gestellt. Dann schmeckt’s auch in der Woche.

Kiezzeria Fr/Sa je 17.00-7.00, ab 20.3. auch Di-Do je 17.00-1.00 + So 17.00-1.00, Hans-Albers-Platz 17 (S Reeperbahn), T. 38 63 93 41